DrogenGenussKultur |
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DrogenGenussKultur |
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Love Parade 2002 |
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4. Die Street Parade in ZürichDie Love Parade machte Schule. Seit 1992 wird jeden Sommer in Zürich eine ähnliche immer größer werdende Friedensdemonstration in tanzender Weise zu Techno-Sounds zelebriert. Liebe, Frieden, Freiheit, Großzügigkeit und Toleranz ist das Leitmotiv der Street Parade, der inzwischen zur landesweit größten öffentlichen Veranstaltung avancierten Techno-Party, die jeden Sommer Zürich mit berauschenden Energien hedonistischer und ekstatischer Lebenslust beehrt. Die Street Parade hat sich in wenigen Jahren zu einer unverrückbaren Tradition emporgeschwungen und ist ein Ventil der Enthemmung und ein Pool der Ausgelassenheit für jenen Teil der Bevölkerung, für den die herkömmlichen Feste in Zürich zu steif und stumpf geworden sind. Inspiriert von der Love Parade in Berlin initiierte der 23jährige Mathematikstudent Marek Krynski 1992 die erste Street Parade als Friedensdemonstration. 1995 organisierte Marek Krynski die Parade erstmals nicht im Alleingang, sondern als Koordinator eines zehnköpfigen Teams. 1996 wurde dann der Verein street parade authorities als Träger der Veranstaltung gegründet. 1997 trat Marek Krynski als Vereinspräsident zurück, sein Nachfolger wurde der Automechaniker Herby Leodolter. 1998 wurde der Verein street parade authorities umbenannt in Verein Street Parade Zürich. Die erste Street Parade im Jahr 1992 führte durch die Bahnhofsstraße über den Paradeplatz und entlang des Limmatquai wurde gefeiert. Aufgrund von Interventionen von Geschäftsleuten in der Bahnhofsstraße mußten die Veranstalter im Folgejahr die Route wechseln. Deshalb führte die Route ab 1993 entlang des Seeufers vom Mythenquai über den General-Guisan-Quai zum Bürkliplatz, dann über die Quaibrücke zum Bellevue-Platz und von dort über den Utoquai durch die Bellerivestraße zum Zürichhorn. Die neue Strecke bietet mehr Platz und ist 3,8 Kilometer lang und führt entlang des Seeufers durch verschiedene Parkanlagen. Im Frühjahr 1994 wollte Zürichs Polizeivorstand Robert Neukomm die Street Parade
verbieten mit der Begründung, sie sei zu groß, zu laut und verschmutze die Straßen. Daraufhin hagelte
es von allen Seiten Proteste und die Veranstalter erhielten Unterstützung durch viele Politiker und
vor allem durch die Medien. Unter diesem öffentlichen Druck wurde die Bewilligung für die Demonstration
für Liebe, Frieden, Freiheit, Großzügigkeit und Toleranz auf der neuen Streckenführung erteilt. Graphik 9: Zahl der Teilnehmer an der Street Parade in Zürich von 1992 bis 2001
4.1. Street Parade - Gesundheitliche RisikenEntlang der Route der Street Parade werden keine alkoholischen Getränke verkauft. Deshalb sind die gesundheitlichen Risiken an der Street Parade deutlich geringer als auf der Love Parade in Berlin, wie man den folgenden Berichten der Sanität Zürich entnehmen kann. 1998 Wegen der großen Hitze gab es für die Sanität einiges zu tun. Zahlreiche Raver und Zuschauer mußten wegen Hitzestaus oder Kreislaufkollapse ambulant behandelt werden. Des weiteren mußten entlang der Umzugsroute diverse kleinere Verletzungen verarztet werden oder Pflästerchen abgegeben werden. 295 Personen wurden ambulant behandelt, 25 Personen mußten vor allem wegen Riß- und Quetschwunden in Krankenhäuser eingeliefert werden. 49 1999 Die Sanitäter vor Ort hatten vor allem wegen der Hitze einiges zu tun. Insgesamt mußten 24 Personen in Krankenhäuser eingeliefert werden, 230 Raver behandelten die Sanitäter gleich vor Ort. Dabei wurden einige Frakturen, Schürfungen, Blasen, mehrheitlich jedoch Kreislaufstörungen verzeichnet. Einigen bekam der Alkohol nicht gut, wegen Drogenmißbrauchs gab es kaum Probleme. 50 2000 Der Sanitätsdienst, der während der Street Parade mit 100 Helfern vor Ort war, verzeichnete etwas mehr Einsätze als im Vorjahr. Bis zum Sonntagmorgen ließen sich 461 Personen von der Sanität Zürich verarzten, bei der überwiegenden Zahl handelte es sich um leichtere Fälle wie verstauchte Glieder, Schürfungen, Quetschungen oder kleine Schwächeanfälle. 50 Personen, davon zehn wegen Drogenkonsums, mußten in Krankenhäuser eingeliefert werden. 51 2001 Die Sanität zählte im Zusammenhang mit der Street Parade insgesamt 533 Behandlungen, 26 Personen mußten in Krankenhäuser gebracht werden. Bei den meisten Behandlungen handelte es sich um Bagatellen wie Schnitt- und Schürfwunden, Insektenstiche oder Prellungen. Außerdem gab es Patienten mit Kreislaufproblemen und Frakturen, aber auch solche, 30 an der Zahl, die zuviel Drogen und Alkohol konsumiert hatten. 52
Graphik 10: Erste-Hilfe-Leistungen pro 100.000 Teilnehmer an der Street Parade Graphik 11: Krankenhauseinweisungen pro 100.000 Teilnehmer an der Street Parade
4.2. Entwicklung der Erste-Hilfe-Leistungen und Krankenhauseinweisungen an der Street Parade in Zürich von 1999 bis 2001 in Relation zur Teilnehmerzahl
Vom Jahr 1999 zum Jahr 2000 haben sowohl die Erste-Hilfe-Leistungen als auch die Krankenhauseinweisungen in ihrer Häufigkeit zugenommen, demgegenüber haben dann vom Jahr 2000 zum Jahr 2001 sowohl die Erste-Hilfe-Leistungen als auch die Krankenhauseinweisungen in ihrer Häufigkeit wieder abgenommen. Im Vergleich zu 1999 lag die Häufigkeit der Erste-Hilfe-Leistungen im Jahr 2001 über dem Wert von 1999, die Häufigkeit der Krankenhauseinweisungen deutlich unter den Wert von 1999. Im Vergleich zu 1998 lagen im Jahr 2001 sogar beide Werte niedriger, die Häufigkeit der Erste-Hilfe-Leistungen um 10 Prozent, die der Krankenhauseinweisungen um 48 Prozent. Das Risiko, an der Street Parade aufgrund von Unfällen oder anderen Problemen auf die Hilfe der Sanitäter angewiesen zu sein, nimmt generell nicht zu, sondern weist eher eine leichte abnehmende Tendenz auf. In Berlin an der Love Parade hingegen nahm dieses Risiko in den letzten paar Jahren deutlich zu. Zudem ist dieses Risiko an der Love Parade in Berlin generell um ein Vielfaches größer als auf der Street Parade in Zürich, wie im nächsten Abschnitt gezeigt wird.
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