6. Risiken und Nebenwirkungen
Es kann leicht zu Übelkeit kommen, deshalb sollte Ketamin nicht nach den Mahlzeiten eingenommen werden.
Es wird dringend geraten, während der Erfahrung zu liegen oder in einem bequemen Sessel zu sitzen, da bei hoher
Dosierung die Gefahr gegeben ist, in sich zusammenzusacken oder gar in Ohnmacht zu fallen. Es besteht die Gefahr,
sich zu verletzen und es nicht einmal zu bemerken, weil das Schmerzempfinden je nach Dosierung mehr oder weniger
ausgeschaltet ist. Generell hat Ketamin kein körperliches Abhängigkeitspotenzial. Bei einzelnen Personen kann es
jedoch das Verlangen auslösen, sich immer wieder in diese multiplen fraktalen Räume und Traumwelten begeben zu
wollen, so dass es mit der Zeit zu einer gewissen Gewöhnung an die Substanz kommen kann.
Der Konsum von Ketamin ist selbst für erfahrene Psychonautiker nicht ungefährlich und sollte deshalb
aus Gründen der Sicherheit immer in Begleitung vertrauter Personen stattfinden. Selbst der bekannte Ketamin-Forscher
John Cunningham Lilly musste von Freunden gerettet werden, nachdem er sich auf Ketamin in seinen Isolationstank
(Samadhitank) legte, um die außerkörperliche Erfahrung zu intensivieren. Da er nicht mehr in der Lage war zu unterscheiden,
ob er gerade eine psychedelische Sterbeerfahrung machte oder gerade wirklich am Sterben war, weil er mit dem Gesicht
nach unten im Wasser lag, musste er von Freunden aus dem Tank gefischt und gerettet werden. 19 Für den mit dem Stoff
Ketamin erfahrenen Psychonautiker und Sachbuchautoren D.M. Turner kam hingegen jede Hilfe zu spät. Er wurde tot
in der Badewanne gefunden, anbei lag eine halb leere Flasche Ketamin. Er ist unter der Einwirkung von Ketamin in
seiner Badewanne ertrunken. 20 D.M. Turner wurde vor allem durch sein Buch "Der psychedelische Reiseführer" bekannt. 21 Auch Marcia Moore, die mit ihrem Gatten das Buch zum Thema Ketamin "Journeys Into the Bright World" 22 verfasste,
starb unter der Einwirkung von Ketamin. Die bekannte und gefeierte 50jährige Yogalehrerin ging in einer kalten
Winternacht im Januar 1979 in einen von ihrem Wohnhaus nahe gelegenen Wald und konsumierte mehrere Portionen Ketamin
und erfror dabei. Erst zwei Jahre später wurde ihr Skelett gefunden. Dicht dabei lagen ein paar leere Ketaminflaschen. 23 Ketamin gilt dennoch als eine relativ sichere psychotrope Substanz. In den Jahren 1987 bis 2000 wurden in den USA
sieben und in der Europäischen Union fünf Todesfälle im Zusammenhang mit Ketamin registriert, wobei in nur drei
Fällen Ketamin als alleine Todesursache diagnostiziert wurde. Ketamin ist somit mit einem wesentlich kleineren
letalen Risiko verbunden als PCP. 24
Um die Risiken zu minimieren sind vor allem folgende Punkte zu beachten:
Ketamin sollte möglichst nie alleine (ohne Betreuung respektive Überwachung
durch Freunde) eingenommen werden. Dies gilt insbesondere für Ketamin-Reisen in Badewannen oder Samadhitanks
(Isolationstanks).
Die intravenöse Injektion muß langsam (während 60 Sekunden) erfolgen. Eine
raschere Injektion, wie auch eine Überdosierung, kann zu Atemdepressionen und starkem Blutdruckanstieg führen.
Barbiturate und Ketamin dürfen nicht aus der gleichen Spritze injiziert werden,
da sie chemisch unverträglich sind und ein Präzipitat (Niederschlag) bilden. 25
Nach Dosierungen von mehr als 100 Milligramm Ketamin sind Bewegungen anstrengend
und schwierig, da die Körperkontrolle stark beeinträchtigt wird. Tätigkeiten, die koordinierte Bewegungsabläufe
erfordern, sollten nicht in Angriff genommen werden.
Ketamin beeinträchtigt die Wahrnehmung und das Reaktionsvermögen. Es erhöht
somit die Gefahr von Unfällen und Verletzungen. Da das Schmerzempfinden durch Ketamin unterdrückt wird, merkt
man beispielsweise nicht, dass man sich schwer verletzt, wenn man sich auf einer glühend heißen Herdplatte
abstützt.
Übelkeit und Brechreiz können vor allem dann auftreten, wenn Ketamin nach dem
Essen auf vollen Magen oder nach Alkoholkonsum eingenommen wird. Deshalb sollte Ketamin erst sechs Stunden
nach der letzten Mahlzeit eingenommen werden. Nach dem Konsum von Alkohol sollte auf jeden Fall auf eine Einnahme
von Ketamin verzichtet werden. 26
Aufgrund pharmakologischer Interaktionen sollte Ketamin nicht nach dem Konsum
von Substanzen, die atemdepressiv wirken, eingenommen werden. Wer also Alkohol, Opiate, Barbiturate oder Benzodiazepine
konsumiert respektive eingenommen hat, sollte auf Ketamin verzichten. Auch die gleichzeitige Einnahme von Ketamin
und einer dieser Substanzen begünstigt das Auftreten einer Atemdepression.
Substanzen wie Amphetamin, Methamphetamin, Methcathinon oder Kokain, die die Ausschüttung von
Katecholaminen wie Adrenalin, Noradrenalin oder Dopamin anregen oder deren Wiederaufnahme (reuptake) hemmen, sollten nicht
sorglos in Kombination mit Ketamin eingenommen werden, da diese Substanzkombinationen durch pharmakologische Interaktionen
zu unangenehmen Nebenwirkungen führen können. Siehe hierzu auch Abschnitt 10: "Mischkonsum".
Das Sprechen kann äußerst anstrengend sein und die Sprache verwaschen und lallend.
Eine Hirndrucksteigerung wird häufig beobachtet, ebenso eine Erhöhung des Innenaugendrucks.
Deshalb sollten Personen, die am so genannten Grünen Star (Glaukom) leiden, keinesfalls Ketamin konsumieren.
Sehstörungen sowie vermehrter Speichel- und Tränenfluss können auftreten.
7. Rechtliche Aspekte
Ketamin ist in Deutschland ein verschreibungspflichtiges Medikament, das nicht in den Anlagen I
bis III zu § 1 BtMG 27 aufgeführt ist. Ketamin unterliegt somit nicht den betäubungsmittelrechtlichen Bestimmungen,
jedoch den Bestimmungen des Azneimittelgesetzes (AMG) 28 . Das heißt, dass nur Ärzte Ketamin verabreichen dürfen und
dass die Abgabe von und der Handel mit Ketamin ausschließlich den Apothekern vorbehalten ist, wobei Apotheker Ketamin
nur nach Vorlage eines ärztlichen Rezeptes abgeben dürfen. Wer ohne dafür befugt zu sein, mit Arzneimitteln, die
nur auf Verschreibung an Verbraucher abgegeben werden dürfen, Handel treibt oder diese Arzneimittel abgibt, wird
gemäß § 95 AMG 29 mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
Gemäß Straßenverkehrsgesetz (§ 24a StVG) 30 handelt ordnungswidrig, wer unter der Wirkung eines in der
Anlage zu dieser Vorschrift (StVG Anlage zu § 24a) 31 genannten berauschenden Mittels (Ketamin ist darin nicht aufgelistet)
im Straßenverkehr ein Kraftfahrzeug führt. Eine solche Wirkung liegt somit nicht vor, wenn Ketamin im Blut nachgewiesen wird. Wenn jedoch
Anzeichen von Fahrunsicherheit vorliegen, können sieben Punkte im Verkehrszentralregister (VZR) fällig sein sowie ein Fahrverbot bis zu
drei Monaten und eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr. Wenn es zu einem Unfall gekommen ist, kann eine Freiheitsstrafe
von bis zu fünf Jahren verhängt werden und Schadensersatzforderungen können geltend gemacht werden, da davon ausgegangen werden kann, dass
jeder Gebraucher von Ketamin (oder auch Phencyclidin, Tiletamin) weiß, dass die Fahrtüchtigkeit nach dem Konsum psychotroper Substanzen
im Allgemeinen eingeschränkt ist.
Weitere Informationen zur Fahrerlaubnis und Medizinisch-Psychologischer Untersuchung (MPU) siehe:
ADAC.
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