Fachinformation:
Ketamin – Mischkonsum
[Dissoziatives Anästhetikum]

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8. Hinweise zur Dosierung

Ketamin wird von der Pharmaindustrie als Injektionslösung in Form von Ketamin-Hydrochlorid (Ketamin-HCL) ausgeliefert. Wenn nicht anders auf der Verpackung angemerkt, handelt es sich bei Ketamin stets um das Racemat (50% (S)-Ketamin und 50% (R)-Ketamin). Auch das auf dem Schwarzmarkt angebotene dehydrierte (getrocknete) Ketamin in Pulverform ist Ketamin-HCL. Auch hier handelt es sich in der Regel um das Racemat. Die untenstehenden Dosierungsangaben beziehen sich auf das Ketamin-Hydrochlorid. Es gelten folgende Entsprechungen:

 
1,000 g Ketamin (freie Base) entspricht 1,153 g Ketamin-HCL
1,000 g Ketamin-HCL entspricht 0,867 g Ketamin (freie Base)

Nur in sehr geringen Dosierungen (maximal 20 bis 25 Milligramm nasal appliziert respektive 40 bis 50 Milligramm oral eingenommen) ist Ketamin als Partydroge geeignet, da in höheren Dosierungen die "Knie weich werden". In diesen eher kleinen Dosierungen wird Ketamin meistens als "Farbwürze" zu anderen Drogen wie LSD genommen. Die optimale Dosierung bei nasaler Applikation für einen "richtigen Abflug" liegt bei 2 bis maximal 2,5 Milligramm pro Kilo Körpergewicht, also in der Regel zwischen 120 und 200 Milligramm. Einen genussvollen "Abflug" erlebt man am besten bequem sitzend oder liegend.

Dosierungen zwischen 30 und 100 Milligramm (bezogen auf eine 75 Kg schwere Person und nasal konsumiert) werden oft als unangenehm empfunden, da diverse Nebenwirkungen bei solchen Dosierungen bereits deutlich spürbar sind, die erwünschte Wirkung (Abflug) jedoch nicht richtig eintritt.

 
Ketamin nasal 20 bis 25 mg
[ca. 0,25 bis 0,4 mg pro Kg Körpergewicht]
 
(S)-Ketamin nasal 10 bis 20 mg
[ca. 0,1 bis 0,2 mg pro Kg Körpergewicht]
Feine Intensivierung der Wahrnehmung
Farbwürze zu anderen Drogen wie LSD
 
Wirkungseintritt nach 3 bis 5 Minuten, Wirkungsdauer etwa 30 Minuten
Ketamin oral 40 bis 50 mg Feine Intensivierung der Wahrnehmung
Farbwürze zu anderen Drogen wie LSD
 
Wirkungseintritt nach 30 bis 60 Minuten, Wirkungsdauer etwa eine Stunde
Ketamin intramuskulär 75 bis 150 mg
[ca. 1,5 mg pro Kg Körpergewicht]
 
(S)-Ketamin intramuskulär 40 bis 80 mg
[ca. 0,8 mg pro Kg Körpergewicht]
Von Psychonautikern eingenommene Dosierungen für den richtigen "Abflug"
 
Wirkungseintritt nach 3 bis 5 Minuten, Wirkungsdauer etwa 30 Minuten
Ketamin nasal 120 bis 200 mg
[ca. 2,0 bis 2,5 mg pro Kg Körpergewicht]
 
(S)-Ketamin nasal 60 bis 100 mg
[ca. 1,0 bis 1,25 mg pro Kg Körpergewicht]
Von Psychonautikern eingenommene Dosierungen für den richtigen "Abflug"
 
Wirkungseintritt nach 5 bis 10 Minuten, Wirkungsdauer etwa 30 Minuten
Ketamin intravenös 100 bis 200 mg
[2 mg pro Kg Körpergewicht]
 
(S)-Ketamin intravenös 50 bis 100 mg
[1 mg pro Kg Körpergewicht]
Vollkommene Anästhesie nach 30 Sekunden
Latenzzeit von 5 bis 10 Minuten Dauer
[Vollnarkose für kurze chirurgische Eingriffe]
Ketamin intramuskulär 400 bis 800 mg
[8 mg pro Kg Körpergewicht]
 
(S)-Ketamin intramuskulär 150 bis 300 mg
[4 mg pro Kg Körpergewicht]
Vollkommene Anästhesie nach etwa 3 bis 4 Minuten
Latenzzeit von 15 bis 25 Minuten Dauer
[Vollnarkose für kurze chirurgische Eingriffe]

 


9. Safer Use

Die richtige Dosis für eine volle Ketamin-Erfahrung liegt bei etwa 150 Milligramm nasal (30 bis 45 Minuten-Session), bei der man den Körper die meiste Zeit gar nicht oder kaum respektive verfremdet spürt. Deshalb sollte man seinen Körper vor Beginn der Wirkung des Ketamins bequem in eine Stellung positionieren, die geeignet ist, um längere Zeit zu verweilen. Der Drang auf die Toilette zu müssen, kann während der Hochphase einer Ketamin-Reise unangenehm sein, da jedes herumlaufen (sehr) beschwerlich sein kann. Darum sollte man vor der Reise unbedingt nochmals auf die Toilette gehen. Es kommt vor, dass man während der Einwirkung des Ketamins inkontinent ist. Das heißt, man ist nicht in der Lage, seinen Harn willkürlich zurückzuhalten und es kommt zum unfreiwilligen Abgang von Harn. Dies gilt vor allem bei hohen Dosierungen.

Bei kleineren Dosierungen (etwa 50 Milligramm nasal oder 100 Milligramm oral), wie sie bei manchen Leuten in der Klubszene beliebt sind, wird man leicht konfus, deliriös, gerät "out of ones mind" und neigt zum Rumkaspern, wobei man sich wegen des Kontrollverlustes leicht verletzen kann, wenn keiner auf einen aufpasst – kein guter Ersatz fürs Besoffensein! 32 *

Um die Risiken zu minimieren und um eine möglichst angenehme Ketamin-Reise zu erleben, sind vor allem folgende Punkte zu beachten:

  • Die Umgebung sollte vor der Ketamin-Einnahme gut vorbereitet sein: Ketamin ist eine Chill-Out- und Wohnzimmerdroge und sollte niemals in einer stressigen Umgebung genommen werden. Jeder braucht einen bequemen Platz zum Sitzen oder Liegen.

  • Auf eine angenehme, möglichst vertraute und warme Umgebung ist zu achten. Vor allem die Qualität von Reizen wie Musik, Deko (Licht und Bilder) und Umgebungstemperatur haben erfahrungsgemäß einen großen Einfluss auf die Ketamin-Reise.

  • In der Phase der vollen Ketamin-Wirkung sind nahezu alle körperlichen Tätigkeiten mit außerordentlichen Anstrengungen verbunden. Die Musik sollte darum vor der Einnahme des Ketamins auf- oder eingelegt werden.

  • Ketamin sollte niemals eingenommen werden, wenn man noch unerfahren und alleine ist, da immer unerwartete Nebenwirkungen auftreten können und man eventuell auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Auch erfahrene Gebraucher von Ketamin sollten diese Substanz möglichst nur in Gesellschaft oder in Begleitung einer Vertrauensperson konsumieren, da dies die Risiken, die man dabei eingeht, erheblich mindert.

  • Ketamin ist eine sehr stark bewusstseinsverändernde Droge. Obwohl sie während der Erfahrung auch das Angstzentrum zu dämpfen scheint, so dass trotz der enormen Intensität der Wirkung kaum Leute wirklich panisch reagieren, gibt das Erlebte nach dem Abflauen der Wirkung ganz schön zu denken. Darum ist genügend Zeit einzuplanen, um nach der Ketamin-Reise das mitunter völlig inner-außer-weltlich Erlebte in Ruhe reflektieren zu können.

  • Die Fähigkeit zur sicheren aktiven Teilnahme am Straßenverkehr sowie zur sicheren Bedienung von Maschinen ist während der Substanzwirkung sowie im Zeitraum von etwa 12 Stunden nach der Ketamin-Einnahme nicht gewährleistet.

  • Personen im Ketamin-Rausch, die gerade das sogenannte "K-Hole" durchwandern, sollte man niemals Speisen oder Getränke anbieten, da Ketamin die Motorik des Mund-Rachen-Raumes stark beinträchtigt und das Risiko besteht sich zu verschlucken. Es kann zu einer Verkrampfung des Kehldeckels kommen und als Folge ein Atem- oder Herzstillstand auftreten. Nach Abklingen des Rausches kann Wasser getrunken werden. Besonders gefährlich sind auch heiße Getränke: ein kochend heißer Kaffee kann im Ketamin-Rausch als lauwarm empfunden werden, so dass sich der Betroffene beim Trinken verbrühen kann.

  • Da Ketamin das Schmerzempfinden stark vermindert und bei höheren Dosierungen auch völlig ausschaltet, ist bei verletzungsträchtigen Sexpraktiken vor allem bei Chem-Sex-Partys, wo sich die Leute mit mehreren wechselnden Partner und/oder Partnerinnen lustvoll vergnügen, besondere Vorsicht geboten. Die besondere Vorsicht ist natürlich auch im privaten Bereich geboten, da man allfällige Verletzungen unter dem Einfluss von Ketamin kaum oder überhaupt nicht spürt und wahrnimmt.

 

10. Mischkonsum

Wirkstoffe, die atemdepressiv wirken, sollten niemals ohne ärztliche Aufsicht im klinischen Setting in Kombination mit Ketamin eingenommen werden, da eine schwere Atemdepression oft eine intensivmedizinische Behandlung notwendig macht. Dies gilt insbesondere für starke Benzodiazepine wie Flunitrazepam (Rohypnol®). Auch Barbiturate wie Cyclobarbital (Phanodorm®), Thiopental (Trapanal®) oder Phenobarbital (Luminal®), die sedierende, hypnotische und narkotische Wirkungen besitzen und in Kombination mit Ketamin stärker atemdepressiv wirken, sollten deshalb nicht in Kombination mit Ketamin eingenommen werden. Da auch Opiate und Opioide atemdepressiv wirken, sollten diese Substanzen ebenfalls nicht in Kombination mit Ketamin eingenommen werden. Zudem können Barbiturate und Opiate in Kombination mit Ketamin die Erholungsphase verlängern, das heißt, es dauert wesentlich länger nach dem Abklingen der eigentlichen Wirkung, bis man wieder richtig fit ist.

Alkohol, der als berüchtigter Modulator der GABA-Rezeptoren gilt, sollte nicht in Kombination mit Ketamin konsumiert werden. Auch nach dem Genuss von alkoholischen Getränken sollte kein Ketamin eingenommen werden, da einerseits die Wahrscheinlichkeit von Übelkeit und Erbrechen erhöht ist und andererseits auch die Wahrscheinlichkeit des auftretens einer Atemdepression größer ist.

Da Ketamin die periphere Wiederaufnahme von Katecholaminen wie Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin hemmt und somit die periphere monoaminerge – insbesondere dopaminerge – Übertragung erhöht, sollte Ketamin nicht sorglos in Kombination mit Amphetamin, Methamphetamin oder Kokain konsumiert werden, da diese Kombination zu einer Übererregung des sympathischen Nervensystems (Sympathikus) führt mit der Folge eines starken Blutdruckanstiegs, einer Steigerung der Herzfrequenz (Tachykardie) sowie zu Schnellatmigkeit (Tachypnoe).

 

10.1. Ketamin und Ecstasy (MDMA)

Ecstasy ist eine Gefühlsdroge und fühlt sich meistens wunderbar aufheiternd an. Viele Konsumenten berichten, dass sie sich energetisch und emotional geöffnet und liebevoll fühlen. Die meisten Ecstasy-Konsumenten berichten, dass ihre erste Erfahrung mit der Substanz absolut himmlisch war und einen starken Eindruck hinterließ. Die darauf folgenden Erfahrungen sind zumeist immer noch angenehm, können aber mit der ersten Initiation nicht standhalten. Dauerhafte und wohltuende Erfahrungen resultieren in den meisten Fällen bei den späteren Ecstasy-Einnahmen aus einer tiefen Verbundenheit mit anderen Personen. 33 * Bei kleinen Ketamin-Dosierungen um 20 bis 25 Milligramm nach der Ecstasy-Einnahme bleibt das Gefühl der eigenen Identität, der Erinnerung und vor allem der Fähigkeit, das physische Umfeld wahrzunehmen und damit zu interagieren, erhalten, was bei Dosierungen von mehr als 100 Milligramm im Allgemeinen bei den meisten Konsumenten nicht mehr der Fall ist.

Geringe Ketamin-Dosierungen bis zu 25 Milligramm verleihen der Ecstasy-Wirkung mehr Farbe, ergänzen sie durch mehr bildhafte Visionen (manchmal leichte Halluzinationen) und bereichern sie vor allem durch mehr Assoziationen, das heißt durch mehr Verknüpfungen aus Erinnerungen, Phantasievorstellungen und archetypischen Eigenheiten mit der aktuell gegebenen Situation sowie mit den aktuell sinnlich wahrgenommenen Eindrücken. Eine geringe Ketamin-Dosierung zu Ecstasy wird von den allermeisten Konsumenten als angenehm, wohltuend und bereichernd beschrieben. Zudem wird durch diese Kombination oft die Erinnerung an die erste Ecstasy-Initiation wieder wachgerufen, was ein Vergleich mit späteren Ecstasy-Erfahrungen ermöglicht und verschiedenen Erfahrungsberichten zufolge eine vertiefte Reflexion auf die eigenen Reaktionsmuster auf die Substanz MDMA begünstigen soll.

Hohe Ketamin-Dosierungen brechen die Kontinuität der gewohnten sinnlichen Wahrnehmungen abrupt ab, kappen mehr oder weniger den Bezug zur physischen Außenwelt. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf eine virtuelle und dabei doch völlig real erlebbare Hyperwelt. Das Wirkungsprofil von Ketamin in hohen Dosierungen steht diametral dem Wirkungsprofil von Ecstasy gegenüber. Ecstasy verstärkt die Kontinuität sinnlicher Wahrnehmungen, intensiviert den Bezug zur physischen Außenwelt (Körperkontakt) und lenkt die Aufmerksamkeit auf die real existierende Umgebung. Die Gegensätzlichkeit der beiden Wirkungsprofile lässt sich nicht auf einen Nenner bringen, so dass die meisten Konsumenten, die Erfahrungen mit Ecstasy in Kombination mit hohen Ketamin-Dosierungen machten, vehement von dieser Kombination abraten. Hingegen scheint Ketamin in hohen Dosierungen in der Ausklangsphase der Ecstasy-Wirkung weitaus bekömmlicher zu sein. Die unter der Ecstasy-Wirkung frisch erlebten sinnlichen Wahrnehmungen gliedern sich dann nahtlos in den Kreislauf der Bilder und Wahrnehmungen des psychedelischen Universums ein, das durch Ketamin offenbart wird.

 

10.2. Ketamin und LSD

Ketamin und LSD in Kombination wird sowohl im Party-Setting als auch im Rahmen psychonautischer Ausflüge gebraucht, wobei im Party-Setting Ketamin wesentlich niedriger zu dosieren ist als bei den rein psychonautischen Trips. Im Party-Setting wird Ketamin während der vollen LSD-Wirkung zur plastischen Aufhellung oder Intensivierung des LSD-Trips in Dosierungen zwischen 20 und 25 Milligramm nasal konsumiert (1 Gramm Ketamin ergibt 50 Portionen à 20 Milligramm oder 40 Portionen à 25 Milligramm, 1 Gramm Ketamin-HCL entspricht 867 Milligramm Ketamin-Base und 1 Gramm Ketamin-Base entspricht 1,153 Gramm Ketamin-HCL). Höhere Dosierungen sind im Party-Setting ungeeignet, da bei höheren Dosierungen das Reaktionsvermögen und die Artikulationsfähigkeiten eingeschränkt sind. Zudem werden bei höheren Dosierungen die Knie weich, das heißt, sitzen oder liegen ist angesagt.

Höhere Dosierungen von Ketamin für echte psychonautische Experimente werden vorzugsweise eher gegen Ende der LSD-Wirkung eingenommen, da die Landung von der Ketamin-Reise auf LSD von vielen Psychonauten als hart und manchmal recht unangenehm beschrieben wird. Wenn die LSD-Wirkung nahezu gleichzeitig mit der Ketamin-Wirkung ausklingt, fällt die Landung hingegen weicher aus und die Erholungsphase nach dem Trip ist wesentlich angenehmer und entspannter. Bei der Kombination von LSD und Ketamin in hoher Dosierung ist Ketamin das Hauptgericht und LSD die Würze.

Für junge und unerfahrene Drogenkonsumenten ist diese Kombination als ungeeignet zu bezeichnen, da man schon recht viel Erfahrung braucht, um die Eindrücke aus diesen Erlebniswelten gut verdauen zu können.

 

10.3. Ketamin und GHB

GHB und Ketamin sollten nicht gleichzeitig eingenommen werden, da die Wirkungsprofile sich nicht gut ergänzen, weil GHB die körperliche Empfindsamkeit steigert, Ketamin in höheren Dosierungen hingegen die körperliche Empfindsamkeit mindert respektive betäubt. Ein abwechselnder Konsum von GHB und Ketamin (mit mehr oder weniger langen Zwischenpausen) wird von einigen erfahrenen Psychonautikern als recht reizvoll beschrieben. Es sei hier aber nachdrücklich darauf hinzuweisen, betonen Psychonautiker, die solche Experimente genießen, dass eine stabile Grundkonstitution sowohl in physischer als auch in psychischer Hinsicht eine absolut notwendige Voraussetzung für solche psychonautische Wechselbäder ist.

 

10.4. Kokain und Ketamin

Die Kombination aus Ketamin und Kokain wird in der Szene "Keks" genannt. Die Kombination von Kokain, das den Bewegungsdrang steigert, mit Ketamin, das die Bewegungsfähigkeit einschränkt, kann leicht dazu führen, dass sich die Konsumenten unkoordiniert bewegen und stürzen und sich dabei verletzen. Bei hohen Dosierungen von Kokain und Ketamin ist es schon vorgekommen, dass die Konsumenten durch das Ketamin den Bezug zur gegebenen Realität völlig verloren haben und glaubten, sich in einer imaginären Welt von Aliens und anderen Wesen zu befinden. Durch das Kokain aufgeputscht waren sie dann in diesem Zustand zu völlig unvorhersehbaren gewalttätigen Handlungen fähig.

Zum Beispiel hat am 30. Dezember 2014 der 31-jährige Sohn eines wohlhabenden Galeriebesitzers in der elterlichen Villa in Küsnacht an der Zürcher Goldküste im Streit seinen engen und guten Freund, der 23 Jahre alt war, getötet. Das Opfer habe wie ein Alien ausgesehen, erklärte der Täter später vor Gericht. Dieser Außerirdische soll ihn in Tötungsabsicht angegriffen haben, worauf sich der Täter gewehrt hat. Dabei hat er unter anderem mit einem 6 Kg schweren Kerzenständer und einer 1,9 Kg schweren goldenen Skulptur auf das Opfer eingeschlagen. Anschließend rammte er seinem noch leben­den Opfer eine Kerze in den Mund und erwürgte es mit seinen Händen. Zur Tatzeit hatte er größere Mengen Kokain und Ketamin im Blut. Und die Gutachter bei Gericht hielten die Beschreibungen zum Tathergang seitens des Täters für typische Erscheinungen im Ketaminrausch. Die Angaben zum Konsum, zehn Gramm Ketamin wöchentlich und sechs Gramm Kokain pro Wochenende, zeigten eine Ketaminabhängigkeit und zumindest einen Missbrauch beim Kokain. Für die Juristen gilt es die Frage zu klären, ob man in so einem Zustand schuldfähig ist oder nicht. In diesem Fall hat sich der Beschul­digte absichtlich in den Zustand der Schuldunfähigkeit versetzt. Seit Jahren wird dieser Fall vor Gericht verhandelt. 34 *

Ein vollkommen neuer und sehr erfolgreicher Ansatz in der Behandlung von Drogensucht in Berlin, insbesondere bei Kokainsucht, ist die Ketamin-Infusionstherapie. Das mag zunächst verwundern, da ja auch die Substanz Ketamin in der Drogenszene nicht unbekannt ist. Wenn aber Ketamin über 40 Minuten in einer niedrigen Dosis als intravenöse Infusion gegeben wird, überschreibt es das Suchtgedächtnis. Bereits nach der ersten Infusion sinkt oft das Verlangen nach Kokain, nach drei bis fünf Infusionen ist bei den meisten Patienten das Verlangen nach Kokain vollkommen verschwunden. In dieser Dosierung entsteht auch keine Abhängigkeit von Ketamin. Wichtig ist hier die genaue Dosierung und die konstante Konzentration im Blut. 35 *

Im Sommer 2024 wird von der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK) in einer Kokain-Studie die Wirksamkeit einer Kombination von Ketaminverabreichung und Psychotherapie zur Behandlung von Kokainsucht untersucht. Studienleiter ist Marcus Herdener, Leiter des Zentrums für Abhängigkeits­erkrankungen an der Psychiatrischen Universitätsklinik. 36 *

 

10.5. Ketamin und Lachgas

Die Kombination von Ketamin mit Lachgas (Distickstoffmonoxit) sei verträglich und interessant, schreibt Markus Berger in seinem Buch "Ketamin – Ein psychoaktives Arzneimittel". Dabei kann das Ketamin in entsprechender Dosierung (die höchst individuell ist) das Lachgas deutlich verstärken – und umgekehrt. Bei eher dysphorischen (negative emotionale Verfassung einer Person, die sich in Traurigkeit, Gereiztheit, Unruhe oder Wut ausdrückt) Erfahrungen mit Ketamin kann Lachgas den Nutzer auch wieder erden und mit dem eigenen Körper in Verbindung bringen. So eine Situation kann zum Beispiel nach einer geschnupften Dosis Ketamin entstehen, die zu niedrig ist, um ins K-Hole zu führen, jedoch zu groß ist, um ein angenehmes bewusstes Rauschempfinden innerhalb des Alltags­bewusstseins zu induzieren. So eine Situation zwischen K-Hole-Level und Alltagsbewusstsein wird von vielen als äußerst unangenehm empfunden. In einer solchen Situation kann ein Ballon Lachgas Abhilfe schaffen, auch wenn es sich bei dem Gas ebenfalls um einen dissoziativen Wirkstoff handelt. Lachen auf Ketamin ist eine sehr spezielle Erfahrung. 37 *

 

 

 

Drogenmischkonsumist eine Kunst wie Kochen. Nimmt man von einem Gewürz zu viel oder auch zu wenig, schmeckt die ganze Speise nicht.

Drogenmischkonsum, das heißt die zeitgleiche oder zeitnahe Einnahme verschiedener Drogen, ist heute bei der Mehrheit der Drogengebraucher eine übliche Praxis. Doch nur eine kleine Minderheit dieser Drogengebraucher verfügt über ein fundiertes Wissen bezüglich der Wirkungen und Nebenwirkungen der eingenommenen Subs­tanzkombinationen. Bei der großen Mehrheit der Drogengebraucher herrscht diesbezüglich ein großes Informa­tionsdefizit. Dem kann man nur mit präzisen Informationen entgegenwirken. Deshalb werden in dieser Presse­mitteilung die Ergebnisse von zwei großen Partydrogen-Umfragen in der Schweiz und einer mehrjährigen Studie zum Drogenmischkonsum, die in Deutschland durchgeführt wurde, vorgestellt. Dabei werden nicht nur die Prävalenzen und Konsumbewertungen systematisch aufgeschlüsselt, analysiert und in vergleichender Weise dargestellt, sondern auch Hinweise zur Schadensminderung beim Konsum wie auch zur Erlangung von mehr Drogenkompetenz und Drogenmündigkeit gegeben.

Redaktion Webteam www.eve-rave.net Berlin: Pressemitteilung vom 31. August 2006 zum Drogenmischkonsum: Drogenmischkonsum – Konsumhäufigkeiten und Konsumbewertungen
http://www.eve-rave.net/abfahrer/presse/presse06-08-31.html



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32
Achim Zubke: Gespräch mit dem K-Mann, in: Tiefe, Hamburg 2000, S. 11
33
D.M. Turner (1994): The Essential Psychedelic Guide, San Francisco, S. 42. Die deutschsprachige Ausgabe ist 1997 im Nachtschatten Verlag in Solothurn unter dem Titel "Der psychedelische Reiseführer" erschienen.
https://nachtschatten.ch/produkt/der-psychedelische-reisefuehrer/
34
Pascal Jäggi: Er hat Ketamin und Kokain konsumiert wie andere Bonbons, der Landbote, 27.03.2017
https://www.landbote.ch/er-hat-ketamin-und-kokain-konsumiert-wie-andere-bonbons-720489562094
35
Instituto Dr. Scheib: Behandlung von Kokainsucht mit Ketamintherapie
https://ketaminplus.com/drogentherapie-berlin
36
Michael Marti: Partydroge und Medikament Ketamin – der Stoff, der Matthew Perry tötete – Innovative Zürcher Studie, in: Tagesanzeiger vom 18.12.2023
https://www.tagesanzeiger.ch/mit-ketamin-gegen-die-kokssucht-912698002053
37
Markus Berger: Ketamin – Ein psychoaktives Molekül, Solothurn 2023, S. 183 ff.