Wirkstoffgehalte und Preise von Ecstasy, Kokain, Speed und Cannabis

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3. Speed – Amphetamin und Methamphetamin

Speed (Amphetamin, Methamphetamin) wird als Analeptikum (erfrischendes, belebendes, anregendes Mittel) bezeichnet. Der Begriff Analeptikum ist von dem griechischen Begriff Analeptikon (erfri­schend, kräftigend, stärkend) abgeleitet. Speed, auch Pep oder Peppen genannt, gehört zur Stoffklasse der β-Phenylalkylamine (β-Phenethylamine). Der heute gebräuchliche Name "Amphetamin" ist eine Zusammenziehung der veralteten chemischen Bezeichnung Alpha-Methylphenethylamin.

In Deutschland ist der Wirkstoffgehalt von Speed (Amphetamin) im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken, in der Schweiz und in den Niederlanden ist er jedoch gestiegen. Dies geht aus dem Bericht Amphetamin Auswertung 2021 von Safer Party in Zürich sowie dem Jahresbericht der deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD, Workbook Drogenmärkte und Kriminalität) für das Jahr 2021 und dem Annual Report 2021 des Drugs Information and Monitoring System (DIMS) hervor. Die Berichte liefern umfangreiches Zahlenmaterial und Hintergrundinforma­tionen zur Drogensituation in den einzelnen Ländern. In Deutschland ist Speed die dreckigste – am meisten gestreckte – Droge, die auf dem Schwarzmarkt erhältlich ist. 13 *

Obwohl Amphetamin auf dem Schwarzmarkt in Deutschland meistens sehr stark mit Streckmitteln versetzt ist, nahm die Zahl der Konsumenten in den letzten Jahren deutlich zu. Gemäß Jahresbericht der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD), Workbook Drogen, zeigt sich über den Zeitraum der letzten 25 Jahre bei Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 59 Jahren ein insgesamt ansteigender Trend des Amphetaminkonsums (12-Monats-Prävalenz) von 0,4 Prozent im Jahr 1990 auf 1,3 Prozent im Jahr 2018. Der Konsum von Amphetamin hat in den letzten 25 Jahren um mehr als das Dreifache zugenommen. Zum Vergleich: Der Kokainkonsum ist im selben Zeitraum von 0,3 Prozent auf 1,2 Prozent gestiegen, hat sich also vervierfacht. In Bezug auf Ecstasy war zwischen den Jahren 1995 und 2012 zunächst ein Rückgang von 0,8 Prozent auf 0,4 Prozent zu beobachten. Bis zum Jahr 2018 stieg die Prävalenz wieder auf 1,2 Prozent an. Für alle drei Substanzen (Amphetamin, Kokain und Ecstasy) sind dies die höchsten Prävalenzwerte seit 1990. 14 *

Bei etwa 47 Prozent der Personen, die Speed innerhalb der letzten zwölf Monaten vor der Befragung konsumiert haben, beschränkt sich der Konsum auf maximal fünf Konsumgelegenheiten. Hier handelt es sich um Gelegenheitskonsumenten. Einen häufigen Konsum von mindestens hundert Gelegenheiten innerhalb der letzten zwölf Monaten gaben 17 Prozent der Amphetaminkonsumierenden an.

 

 

3.1. Wirkstoffgehalte in analysierten Proben

Weit über zehn Jahre lag der Amphetamingehalt in analysierten Proben von auf dem Schwarzmarkt in Deutschland stammenden Speed nahezu kontinuierlich zwischen fünf und zehn Prozent. Ab dem Jahr 2012 setzte dann ein Aufwärtstrend ein, wie auf der folgenden Grafik zu sehen ist.

 

Graphik 11: Durchschnittliche Wirkstoffgehalte in als Amphetamin deklarierten Proben
Anteil Amphetaminsulfat in Prozent - Zeitreihe 1996 bis 2021 für Deutschland


Die Grafik zeigt als Zeitreihe den jährlichen durchschnittlichen Wirkstoffgehalt in als Amphetamin deklarierten Proben. Die blaue Linie zeigt die Entwicklung in Deutschland von 1996 bis 2021.
Datenquellen: DBDD.

In den Berichten der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) werden die Werte die Reinheitsgrade als Base berechnet angegeben. Im Handel wird üblicherweise Amphetamin in Form von Amphetaminsulfat angeboten. Deshalb wurden hier die Werte für die Reinheitsgrade in Sulfatform angegeben. Der in Deutschland seit 2012 bestehende Trend zu höheren Wirkstoffgehalten hat sich 2016 nicht fortgesetzt. Der Medianwert lag 2016 bei 18,1 Prozent Amphetaminsulfatgehalt und ist gegenüber dem Vorjahr leicht gefallen (2015: 19,1 Prozent). Seit dem Jahr 2017 schwankt der Wirkstoffgehalt zwischen 16 Prozent und 19 Prozent. 2021 lag der durchschnittliche Wirkstoffgehalt bei 17,9 Prozent Amphetaminsulfat.

Der Amphetamingehalt der analysierten Proben variierte stark. Neben den bekannten Nebenwirkungen stellen der stark variierende Amphetamingehalt, die Syntheseverunreinigungen und die Streckmittel ein Gesundheitsrisiko dar. Es ist optisch nicht erkennbar, wie hoch der effektive Amphetamingehalt der jeweiligen Probe ist und deshalb besteht die Gefahr einer Überdosierung. Dies gilt insbesondere für Konsumenten aus Deutschland, die in der Schweiz Urlaub machen, da sie es aufgrund des niedri­gen Wirkstoffgehaltes in Deutschland gewohnt sind, richtig fette Linien zu legen. In der Schweiz war der Wirkstoffgehalt von Amphetaminproben im Jahr 2021 mehr als dreimal so hoch wie in Deutsch­land. In den Niederlanden war er fast viermal so hoch.

 

Graphik 12: Amphetaminsulfatgehalt von Proben in Straßenqualität
Angaben in Prozent – Zeitreihe von 2012 bis 2021 für Deutschland, die Schweiz und die Niederlande


Durchschnittliche Wirkstoffgehalte (Amphetaminsulfat) in als Amphetamin deklarierte Proben in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden – Zeitreihe 2012 bis 2021. Die DBDD und das Trimbos Instituut in den Niederlanden geben die Daten in Prozent betreffend Anteil Amphetamin-Base bekannt. Hier wurden sie für die Vergleichbarkeit in Anteile der üblichen Handelsform Amphetamin-Sulfat umgerechnet.
Datenquellen: DBDD, Safer Party, Trimbos Instituut.

In der Schweiz ist der Wirkstoffgehalt in Amphetaminproben mehr als dreimal so hoch wie in Deutschland, in den Niederlanden fast viermal so hoch. Touristen aus diesen Ländern in Deutschland werden enttäuscht sein über die miserable Qualität hierzulande.

 

 

3.2. Amphetaminpreise in Deutschland

Die Preise für Speed (Amphetamin) pendelten in den letzten Jahren im Straßenhandel in Deutschland zwischen 9,50 Euro und 14,20 Euro. Im Jahr 2021 kostete ein Gramm Speed in Straßenqualität in Deutschland durchschnittlich 9,50 Euro, 30 Cent weniger als im Vorjahr. In den Niederlanden kostet ein Gramm Speed durchschnittlich 7,90 Euro – günstiger als in Deutschland bei wesentlich besserer Qualität.

 

Graphik 13: Amphetaminpreise pro Gramm in Straßenqualität in Deutschland
Zeitreihe 2005 bis 2021 – Preise in Euro für Speed in Straßenqualität


Amphetaminpreise im Straßenhandel in Deutschland – Zeitreihe der Preise in Euro pro Gramm von 2005 bis 2021.
Datenquelle: DBDD: Jahresberichte, Drogenmärkte und Kriminalität.

Bei der Betrachtung der oben stehenden Grafik kann man sehen, dass die Preise von Amphetamin in Straßenhandel in Deutschland in den Jahren von 2005 bis 2018 durchschnittlich bei etwa 12,30 Euro lagen und die Ausschläge nach unten und oben nie größer als zwei Euro waren respektive stets inner­halb der Bandbreite von 15 Prozent vom Mittelwert lagen. Erst im Jahr 2019 wurde diese Preisspanne unterschritten. Man konnte lange Zeit so den Eindruck gewinnen, dass die Preise relativ stabil seien. Betrachtet man jedoch die Preise, die für den effektiven Amphetamingehalt bezahlt werden, so zeigt es sich, dass die Preise ganz erheblichen Schwankungen unterworfen sind. Der durchschnittliche Preis schwankte hier in den letzten Jahren bis 2014 extrem stark und lag stets über 100 Euro, ab 2015 stets unter 100 Euro. Im Jahr 2021 lag dieser Preis bei 69,24 Euro und lag somit wesentlich tiefer als vor zehn Jahren – etwa dreimal so tief.

In Deutschland kostete 2021 ein Gramm Speed in Straßenqualität mit durchschnittlich 13,7 Prozent Wirkstoffgehalt (berechnet als Base) im Schnitt 9,50 Euro. Somit kostete ein Gramm des reinen Wirkstoffs Amphetamin in Deutschland knapp 70 Euro. In den Niederlanden kostete ein Gramm Speed in Straßenqualität 7,90 Euro mit durchschnittlich 52 Prozent Wirkstoffgehalt (berechnet als Base), was einem Preis von etwa 15,20 Euro für ein Gramm reines Amphetamin entspricht. Ampheta­min, also der reine Wirkstoff, ist in Deutschland auf dem Schwarzmarkt somit mehr als viermal so teuer wie in den Niederlanden.

Eine Übersicht über die Entwicklung der Preise pro Gramm für den eigentlichen Speed-Wirkstoff Amphetamin (berechnet als Base und ohne die beigefügten Streckmittel) als Zeitreihe von 2005 bis 2021 ist auf der nächsten Seite abgedruckt.

 

Graphik 14: Amphetaminpreise bezogen auf den effektiven Wirkstoffgehalt (als Base berechnet)
Preise in Euro bezogen auf den Straßenhandel in Deutschland – Zeitreihe 2005 bis 2021


Übersicht über die Entwicklung der Preise pro Gramm für den eigentlichen Wirkstoff Amphetamin (berechnet als Base und ohne die beigefügten Streckmittel) als Zeitreihe von 2005 bis 2021.
Datenquelle: DBDD: Jahresberichte, Drogenmärkte und Kriminalität und eigene Berechnungen.

Was den Schwarzmarkt mit Amphetamin anbelangt, so stellt das Bundeskriminalamt (BKA) im Bundeslagebild Rauschgift 2021 fest, dass knapp 80 Prozent der Tatverdächtigen im Zusammenhang mit sogenannten "Rauschgift-Handelsdelikten" deutsche Staatsangehörige waren. Der Reinheitsgrad berechnet als Base der angebotenen Ware betrug 2021 gerade einmal 13,7 Prozent. Der Schwarzmarkt mit Kokain wird von Ausländern dominiert, mit einem Anteil von 54 Prozent der Tatverdächtigen. Der Reinheitsgrad berechnet als Base der angebotenen Ware betrug 77,4 Prozent. Und der Preis pro Gramm für den eigentlichen Wirkstoff Kokain (ohne die beigefügten Streckmittel) lag im Jahr 2021 bei 96,60 Euro. Bezogen auf den Wirkstoff­gehalt war Kokain nur 40 Prozent teurer als Amphetamin. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

 

 

 

4. Methamphetamin – Qualität und Preise

Methamphetamin (Crystal) ist im Straßenhandel weit weniger gestreckt als Amphetamin. 2021 lag der durchschnittliche Wirkstoffgehalt bei 78,9 Prozent als Base berechnet, somit lag er für die übliche Konsumform (Methamphetamin-Hydrochlorid, Methamphetamin-HCl) bei 98,1 Prozent (100 mg Methamphetamin-Base entsprecchen 124,5 mg Methamphetamin-HCl). Beim "Ziehen" einer zu fetten Linie Methamphetamin kann es sehr leicht zu unangenehmen und manchmal auch gefährlichen Überdosierungen kommen, da Methamphetamin schon in kleineren Dosierungen viel stärker und auch viel länger als Amphetamin (in weit größeren Dosierungen) wirkt. Methamphetamin ist etwa fünfmal so wirkungsintensiv wie Amphetamin.

In Deutschland war Methamphetamin bis 1988 unter dem Markennamen Pervitin als Fertigarznei­mittel in Apotheken erhältlich, wobei die Dosis pro Tablette bei 3 Milligramm lag. Sogenannte Thai­pillen enthalten oft die zehnfache Wirkstoffdosis einer Pervitin-Tablette. Bis zum 1. März 2008 waren sowohl Amphetamin als auch Methamphetamin in Deutschland verschreibungsfähige Betäubungsmit­tel (Anlage III BtMG). Aufgrund der 21. Betäubungsmittelrechts-Änderungsverordnung (21. BtM­ÄndV) vom 18. Februar 2008 (in Kraft getreten am 1. März 2008) ist Methamphetamin durch Umstu­fung von Anlage III (verkehrsfähige und verschreibungsfähige Stoffe) in Anlage II (verkehrsfähige, aber nicht verschreibungsfähige Stoffe) zu § 1 BtMG heute in Deutschland nicht mehr verschreibungs­fähig, Amphetamin ist demgegenüber nach wie vor verschreibungsfähig.

Methamphetamin kostete 2021 in Deutschland im Straßenhandel durchschnittlich 71,20 Euro, im Jahr davor lag der Preis bei durchschnittlich 82,00 Euro. Methamphetamin ist auf dem Schwarzmarkt im Jahr 2021 in Deutschland billiger geworden, der Reinheitsgrad hat dabei gegenüber dem Vorjahr zugenommen.

Da die sogenannten geringen Mengen als Base definiert sind, sind die Werte als Base für Juristen von Bedeutung, für die Konsumenten sind die Werte als Hydrochlorid relevant, da die Methamphetamin in den allermeisten Fällen für den Kon­sum als Hydrochlorid angeboten werden.

 

 

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Franziska Schneider, Krystallia Karachaliou, Charlotte von GlahnMiddelmenne, Maria Friedrich & Esther Neumeier (2022). Bericht 2021/2022 des nationalen REITOX-Knotenpunkts an die EBDD (Datenjahr 2021/2022). Deutschland, Workbook Drogen­märkte und Kriminalität. München: Deutsche Beobachtungs­stelle für Drogen und Drogensucht DBDD.
https://www.dbdd.de/publikationen/jahresbericht-situation-illegaler-drogen-in-deutschland.html

Safer Party: Amphetamin Auswertung 2021
https://www.saferparty.ch/blog/amphetamin-2021

Trimbos-instituut: Nationale Drug Monitor 2021 –> Amphetamin –> Angebot und Markt
https://www.nationaledrugmonitor.nl/amfetamine-aanbod-en-markt/
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Franziska Schneider, Krystallia Karachaliou, Charlotte von GlahnMiddelmenne, Maria Friedrich & Esther Neumeier (2022). Bericht 2021/2022 des nationalen REITOX-Knotenpunkts an die EBDD (Datenjahr 2021/2022). Deutschland, Workbook Drogen­märkte und Kriminalität. München: Deutsche Beobachtungs­stelle für Drogen und Drogensucht DBDD.
https://www.dbdd.de/fileadmin/user_upload_dbdd/05_Publikationen/PDFs/REITOX_BERICHT_2019/WB_03_Drogen_2019.pdf