Love Parade 2002
Weniger Besucher - erhöhtes Unfallrisiko
(Love Parade 1989-2002 und Street Parade 1992-2001 im Vergleich)

Zurück Vor

5. Gesundheitliche Risiken
Love Parade und Street Parade im Vergleich

Für den Vergleich der bestehenden gesundheitlichen Risiken bei der Love Parade in Berlin und der Street Parade in Zürich wurden jeweils die Zahlen der Erste-Hilfe-Leistungen beziehungsweise der Krankenhauseinweisungen pro 100.000 Teilnehmer (Häufigkeitszahlen) der letzten vier Paraden in Berlin respektive der letzten vier Paraden in Zürich herangezogen. Für Berlin sind das die Zahlen aus den Jahren 1999 bis 2002, für Zürich die Zahlen aus den Jahren 1998 bis 2001.

Die Häufigkeit der Erste-Hilfe-Leistungen, das heißt deren Anzahl pro 100.000 Teilnehmer, die an der Love Parade in Berlin jeweils in den Jahren 1999 bis 2002 registriert wurde, schwankt zwischen 179 im Jahr 2000 (Minimalwert) und 531 im Jahr 2002 (Maximalwert) und liegt im Mittel 53 * bei 335, wenn man der Berechnung die Teilnehmerzahlen gemäß Einschätzung der Veranstalter zugrunde legt. Geht man bei der Berechnung von den seitens der Polizei übermittelten Teilnehmerzahlen aus, kommt man zu einem Minimalwert von 233 im Jahr 2000, einem Maximalwert von 613 im Jahr 2002 und einem Mittelwert von 409 Erste-Hilfe-Leistungen pro 100.000 Teilnehmer. 54 *

Die Häufigkeit der Erste-Hilfe-Leistungen, die an der Street Parade in Zürich jeweils in den Jahren 1998 bis 2001 registriert wurde, schwankt zwischen 42 im Jahr 1999 (Minimalwert) und 61 im Jahr 2000 (Maximalwert) und liegt im Mittel bei 54. 55 *

Häufigkeiten der Erste-Hilfe-Leistungen und Krankenhauseinweisungen
Love Parade in Berlin und Street Parade in Zürich im Vergleich
  Minimal wert Mittel Maximal wert
Love Parade: Erste-Hilfe-Leistungen (Ver.) 56 * 179 335 531
Love Parade: Erste-Hilfe-Leistungen (Pol.) 57 * 233 409 613
Street Parade: Erste-Hilfe-Leistungen 58 * 42 54 61
Love Parade: Krankenhauseinweisungen (Ver.) 59 * 22 41 62
Love Parade: Krankenhauseinweisungen (Pol.) 60 * 22 51 71
Street Parade: Krankenhauseinweisungen 61 * 3 5 7

Ver. = Basis: Teilnehmerzahlen gemäß Veranstalterangaben; Pol. = Basis: Teilnehmerzahlen gemäß Polizeiangaben

Graphik 12: Häufigkeiten der Erste-Hilfe-Leistungen
Love Parade in Berlin und Street Parade in Zürich im Vergleich

Balkendiagramm Balkendiagramm

Die Graphik veranschaulicht sehr deutlich die Relation der Häufigkeit von in Anspruch genommenen Erste-Hilfe-Leistungen der Sanitätsdienste durch Raver an der Love Parade in Berlin im Vergleich zur Häufigkeit der Nutznießung solcher Dienstleistungen an der Street Parade in Zürich. Nimmt man die von den Veranstaltern der Love Parade übermittelten Teilnehmerzahlen als Bezugsgröße, scheint an der Love Parade in Berlin die Notwendigkeit einer Inanspruchnahme der Leistungen der Sanitätsdienste sechsmal häufiger aufzutreten als an der Street Parade in Zürich. Nimmt man die von der Polizei in Berlin übermittelten Teilnehmerzahlen als Bezugsgröße, scheint dies sogar fast achtmal so häufig der Fall zu sein.

Graphik 13: Häufigkeiten der Krankenhauseinweisungen
Love Parade in Berlin und Street Parade in Zürich im Vergleich

Balkendiagramm Balkendiagramm

Von 100.000 Teilnehmer an der Love Parade in Berlin mußten die Sanitäter in den letzten Jahren im Schnitt 40 bis 50 aufgrund von Verletzungen oder anderen Problemen in umliegende Krankenhäuser transportieren. Bezugnehmend auf die Teilnehmerzahlen gemäß Veranstalterangaben lag die Quote im Schnitt bei 41, gemäß Polizeiangaben bei 51. Bei der Street Parade in Zürich lag die Quote im Schnitt bei 4,7 und war deutlich niedriger als bei der Love Parade in Berlin (weit mehr als achtmal niedriger gemäß Veranstalterangaben und fast elfmal niedriger gemäß Polizeiangaben).

Die Wahrscheinlichkeit, sich in Berlin auf der Love Parade zu verletzen oder diversen anderen körperlichen Beeinträchtigungen anheimzufallen, war in den letzten Jahren nachweislich um ein Vielfaches größer als auf der Street Parade in Zürich. Der dafür ausschlaggebende Risikofaktor heißt Alkohol. Entlang der Route der Street Parade in Zürich werden keine alkoholischen Getränke an Verkaufsständen ausgeschenkt. In Berlin hingegen werden entlang der Route vorwiegend alkoholische Getränke angeboten, zudem ist in Berlin das Sortiment alkoholfreier Getränke, verglichen mit Zürich, äußerst mager.

Bereits im Jahr 2000 wurde der Sprecher der Love Parade, Enric Nitzsche, zur Alkoholproblematik und den schon damals vergleichsweise hohen Unfallzahlen in Berlin nach seiner Meinung befragt. In seiner Antwort wies Enric Nitzsche darauf hin, daß auch in Zürich bei der Street Parade Alkohol konsumiert werde. Die Unfallzahlen seien auch deshalb dort niedriger, weil die Parade nicht so lange dauere wie in Berlin. 62 * Dies mag im Jahr 2000 wahr gewesen sein, doch im Jahr 2001 dauerte die Techno-Party in der Innenstadt dank einer Sonderbewilligung zum 10. Geburtstag der Street Parade länger als üblich. Vier Love Mobiles standen am Bürkliplatz respektive am Bellevue, wo in der Nacht auf Sonntag intensiv weitergefeiert wurde. Dennoch lag die Zahl der Krankenhauseinweisungen pro 100.000 Teilnehmer fast 24mal niedriger (nach polizeilichen Daten sogar mehr als 27mal niedriger) als an der Love Parade 2002 und die Zahl der Erste-Hilfe-Leistungen 10mal niedriger als an der Love Parade 2002 - die Schultheiss-Brauerei war mit "Berliner Pilsner" exklusiver Partner der Love Parade 2002 63 * und an der Street Parade ist Alkoholverkauf und -werbung nicht gestattet.

 

Zurück Inhalt Vor
53
Das Mittel (der Mittelwert, das arithmetische Mittel) wird errechnet, indem die Häufigkeiten der Erste-Hilfe-Leistungen der letzten vier Paraden zusammengezählt werden und das Ergebnis dann durch vier geteilt wird. Die Häufigkeiten, das heißt die Anzahl der Erste-Hilfe-Leistungen pro 100.000 Teilnehmer, sind in der Graphik 5 verzeichnet. Die Addition der letzten vier Werte ergibt die Summe 1.338 (301 + 179 + 327 + 531 = 1.338). Die Division dieser Summe durch vier ergibt 334,5 oder aufgerundet 335 (1.338 : 4 = 334,5).
54
Die Häufigkeiten (Erste-Hilfe-Leistungen pro 100.000 Teilnehmer an der Love Parade auf Basis der Teilnehmerzahlen gemäß Polizeiangaben) sind in Graphik 6 verzeichnet.
55
Die Häufigkeiten (Erste-Hilfe-Leistungen pro 100.000 Teilnehmer an der Street Parade) sind in Graphik 10 verzeichnet.
56
Vergl. Graphik 5
57
Vergl. Graphik 6
58
Vergl. Graphik 10
59
Vergl. Graphik 7
60
Vergl. Graphik 8
61
Vergl. Graphik 11
62
Ehlert, S. (2000): Love Parade: Saufen bis zum Umfallen. Ab in die Klinik: Die Zahl der Verletzten ist deutlich höher als auf jeder anderen Techno-Parade, in: Berliner Zeitung vom 13. Juli 2000
63
dpa (2002): Schultheiss: Das Bier fließt wieder, in: Financial Times Deutschland vom 4. Mai 2002