Fachinformation:
Psychedelika (LSD und Zauberpilze) – Mischkonsum
[Psychedelische Indolalkaloide]

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1. Psychedelika (LSD und Zauberpilze – Substanzbeschreibungen)

Psychedelische Substanzen sind die Seele erhellende Substanzen. Der Begriff "psychedelisch" ist abgeleitet von griechisch "Psyche" (Seele) und "delos" (offenbar, deutlich, klar, einleuchtend). In Gesetzestexten, Polizeiberichten und in der Boulevardpresse werden "psychedelische" Substanzen zumeist als "halluzinogene" Drogen bezeichnet.

 

1.1. Die Substanz LSD

LSD zählt zu den Lysergsäureamiden und baut sich strukturell aus der (+)-Lysergsäure und dem Diethylamin auf. Lysergsäureamide kommen in der Natur vor, so zum Beispiel im Mutterkorn. LSD ist eine organische Substanz (die sowohl halbsynthetisch als auch vollsynthetisch hergestellt werden kann) und gehört zur Stoffklasse der Indolalkaloide.

Mutterkorn wächst vornehmlich aus vereinzelten Fruchtähren des Roggens. Mutterkorn ist das Dauermycel (als Überwinterungsform) des auf Getreide und Gräsern schmarotzenden Schlauchpilzes Claviceps purpurea. Mutterkorn enthält über 30 Alkaloide, die sich vom tetracyclischen Tryptamin-Hemiterpen Ergolin ableiten und in zwei Hauptgruppen einordnen lassen, die Lysergsäureamide und die Clavine. Zu den Lysergsäureamiden zählt zum Beispiel Ergometrin (Ergobasin), eines der Hauptalkaloide des Mutterkorns. Ergometrin ist das Amid der Lysergsäure mit 2-Amino-1-propanol. Lysergsäure-N,N-diethylamid (LSD) kann aus Ergometrin hergestellt werden. LSD ist unter folgenden chemischen Bezeichnungen bekannt:


  LSD
  (Delysid®),
  Lysergamind®)
  = LSD-25
  = d-Lysergsäurediethylamid
  = N,N-Diethyl-d-lysergamid
  = N,N-Diethyl-6-methyl-9,10-didehydroergolin-8β-carboxamid

LSD wurde erstmals 1938 im pharmazeutisch-chemische Forschungslaboratorium der Firma Sandoz in Basel, das unter der Leitung von Professor Arthur Stoll stand, von Albert Hofmann hergestellt. Zusammen mit Arthur Stoll publizierte Albert Hofmann das Herstellungsverfahren im Jahr 1943 zusammen mit den Herstellungsverfahren einer großen Anzahl anderer einfacher säureamidartiger Derivate der Lysergsäure im Journal "Helvetica Chimica Acta". 1 * Das LSD wurde damals synthetisiert in der Hoffnung, ein Analeptikum (Mittel zur Anregung) zu erhalten, was wegen der strukturellen chemischen Verwandtschaft der Lysergsäure mit dem bekannten Analeptikum Coramin®, dem Diethylamid der Nicotinsäure, erwartet werden durfte. 2 * Bei einer erneuten Beschäftigung mit dieser Substanz entdeckte Albert Hofmann am 16. April 1943 ihre ganz außerordentlich hohe und spezifische Wirksamkeit auf die menschliche Psyche, die er nach einem am 19. April 1943 durchgeführten Selbstversuch mit 250 Mikrogramm (0,25 Milligramm) LSD bestätigen konnte. 3 *

Bei dem halbsynthetischen Lysergsäurediäthylamid, das unter der Versuchspräparatenbezeichnung LSD-25 (Delysid®) bekannt geworden ist, stehen ganz andere Wirkungskomponenten im Vordergrund als bei den natürlichen Mutterkornalkaloiden oder ihren Dihydroderivaten. LSD ist ein Wirkstoff, der bis zu seinem weltweiten Verbot in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts als psychotherapeutisches Hilfsmittel eingesetzt wurde. Die ersten Klinischen Studien am Menschen mit LSD wurden wurden 1947 durch Dr. med. Werner Stoll, einem Sohn von Arthur Stoll, an der psychiatrischen Klinik der Universität Zürich durchgeführt. Die Untersuchungen wurden an gesunden Personen sowie schizophrenen Patienten vorgenommen. Albert Hofmann benutzte bei seinem Selbstversuch 0,25 mg LSD, bei dieser klinischen Untersuchung wurden Dosen zwischen 0,02 mg (20 Mikrogramm) und 0,13 mg (130 Mikrogramm) eingesetzt. Die Ergebnisse beschrieben nahezu alle heute bekannten halluzinogenen Erscheinungen. 4 *

Die in Basel ansässige Firma Sandoz stellte die Produktion von LSD (Delysid®) im Jahr 1966 ein, die in Prag ansässige Firma Spofa produzierte LSD bis zum Jahr 1974 und lieferte das Medikament unter dem Markenname Lysergamid® aus. In der damaligen Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (ČSSR) konnte LSD bis Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden, so zum Beispiel zur Therapie der Alkoholabhängigkeit.

LSD wird heute meist in Form von kleinen Papiertrips (beispielsweise mit Comicmotiven oder traditionellen Symbolen) auf dem Schwarzmarkt angeboten. Auf einem Trip sind durchschnittlich 80 Mikrogramm (1 Mikrogramm = 1 Millionstel Gramm) LSD aufgeträufelt. Der Gehalt der Trips kann aber zwischen 25 und 250 Mikrogramm LSD schwanken. Besonders hoch dosiert sind meistens die in sehr kleinem Format zubereiteten Mikrotabletten (Micros). Sie enthalten nicht selten 200 bis 250 Mikrogramm LSD.

Die maximale LSD-Wirkung (peak experience) entfaltet sich zumeist eine Stunde nach der Einnahme (bei leerem Magen), manchmal auch erst nach zwei Stunden oder mehr (zum Beispiel bei vollem Magen). LSD wirkt gewöhnlich sechs bis acht Stunden, manchmal auch noch länger, vor allem nach sehr hoher Dosierung.

LSD ist im Urin zwei bis drei Tage lang nachweisbar.

 

1.2. Zauberpilze (Psilos, Magic Mushrooms)

Zauberpilze wachsen fast auf der ganzen Welt und gehören zu den ältesten Kulturdrogen der Menschheit. Einst wurden sie zumeist bei spirituellen Zeremonien verwendet. Und auch heute noch werden sie gerne bei verschiedenen Ritualen gebraucht.

Die klassischen Zauberpilze enthalten die psychoaktiven Wirkstoffe Psilocybin und Psilocin. Die beiden Tryptaminabkömmlinge aus der Stoffklasse der Indolalkaloide haben folgende chemische Bezeichnungen:


  Psilocybin
  (Indocybin®)
  = 4-Phosphoryloxy-N,N-dimethytryptamin
  = Phosphoryl-4-hydroxy-N,N-dimethyltryptamin
  = 4- Hydroxy-N,N-dimethyltryptaminphosphatester
  = [3-(2-Dimethylaminoethyl)indol-4-yl]dihydrogenphosphat
  Psilocin   = 4-hydroxy-N,N-dimethyltryptamin
  = 3-(2-Dimethylaminoethyl)indol-4-ol

Die Wirkstoffe der Zauberpilze wurden von Albert Hofmann im Jahr 1958 entdeckt, isoliert und dann auch synthetisiert (synthetisch hergestellt). Hofmann erhielt 1957 von dem in Paris lebenden Mykologen Roger Heim gezüchtete Zauberpilze zur chemischen Analyse. Die Untersuchungen gestalteten sich anfänglich recht schwierig, ja erst nachdem sich Hofmann und seine Mitarbeiter entschlossen, die Pilze selbst einzunehmen (Selbstversuch), konnten sie aufgrund der erlebten Wirkung den Typus des psychoaktiven Wirkstoffes näher einkreisen und kurz später gelang Hofmann dann auch die Isolierung der Reinsubstanzen. Es handelte sic um 4-Hydroxyindol-Derivate, die Hofmann aufgrund seiner LSD-Forschung kannte, ja er hatte sogar 4-Hydroxyindol aus einer früheren Versuchsreihe im Regal stehen. 5 * Albert Hofmann, den meisten nur als Entdecker des LSD und seiner Wirkung bekannt, ist auch der Entdecker der Wirkstoffe der Zauberpilze Psilocybin (Indocybin®) und Psilocin.

Das Psilocybin-Molekül enthält in einer am Benzolring angehängten Atomgruppe ein Phosphoratom. Bei der Hydrolyse des Psilocybins wird diese angehängte Atomgruppe durch ein Wasserstoff- und ein Sauerstoffatom ersetzt und man erhält ein Psilocin-Molekül, das etwa 30% weniger Gewicht hat als das Psilocybin-Molekül. Daher erzielt eine Menge von 10 mg Psilocybin dieselbe psychoaktive (psychotrope) Wirkung wie etwa 7 mg Psilocin. 6 * Wahrscheinlich wird alles in den Pilzen vorhandene Psilocybin im menschlichen Körper zu Psilocin verstoffwechselt. Der Phosphorsäurerest des Psilocybins trägt nicht zur psychotropen Wirkung bei, gibt jedoch dem Molekül eine größere Stabilität und ein höheres Molekulargewicht. Der Sauerstoff in der Luft führt zu einer Oxidation des Psilocins, was mit einer Zerstörung der psychotropen Wirkung einhergeht. Deshalb enthalten frische Pilze mehr Psilocin als getrocknete Pilze, der Psylocibin-Gehalt ändert sich jedoch bei dem Trocknen der Pilze kaum. 7 * Der Gehalt an diesen Halluzinogenen schwankt bei getrockneten Pilzen in der Regel zwischen 0,1 und 2 Prozent (bezogen auf das Trockengewicht). 8 *

Die übliche Dosis liegt bei 10 bis 20 Milligramm Psilocybin, das entspricht einem bis vier Gramm getrockneter oder 10 bis 40 Gramm frischer Pilze. Die maximale Wirkung der Zauberpilze ist frühestens nach zwei Stunden erreicht und klingt nach vier bis sechs Stunden langsam wieder ab. Ein besonderes Risiko beim Gebrauch von Zauberpilzen ist die Verwechslung mit einer giftigen Pilzart. Darum sollte immer ein Exemplar der konsumierten Pilze aufbewahrt werden. Dieses Exemplar dient gegebenenfalls zur Artbestimmung. Frisch geerntete Pilze sind, wenn sie nicht unter Vakuum verpackt und gekühlt aufbewahrt werden, in ungetrocknetem Zustand zumeist nur einen Tag lang haltbar, danach kann der Verzehr durch zersetztes Pilzeiweiß zu Übelkeit und Erbrechen führen.

 

1.3. Unterschied zwischen LSD-Trip und Zauberpilzreise

Bei geringer Dosierung von Zauberpilzen ist die Wirkdauer für die Reise kürzer und leichter steuerbar als bei LSD. Bei zu hohen Dosierungen von Zauberpilzen oder vor allem nach einem Pilz-Alkohol-Mischkonsum ist die Gefahr, schlecht draufzukommen oder gar in Ausnahmesituationen von panischer Angst überwältigt zu werden, das heißt Horrortrips zu erleben, jedoch größer als bei LSD.

Psilocybin in vernünftigen Dosierungen bewirkt normalerweise eine lang andauernde stabile positive Gefühlsfärbung. Das heißt, plötzliche und heftige Stimmungsumschwünge treten vergleichsweise viel seltener auf als bei LSD. Psilocybin führt in der Regel zu einer geringeren psychischen Bedrängnis beim Wiedererleben verdrängter Konflikte. Der Landung nach der Pilzreise und die Regeneration danach erfolgt zügiger als bei LSD und wird von vielen erfahrenen Gebrauchern als weicher empfunden.

Sowohl LSD als auch Zauberpilze führen schnell zu einer Toleranzausbildung. Das heißt, nach ein- bis zweimaligem Konsum innerhalb von ein bis zwei Tagen wird die gleiche Wirkung anschließend erst bei einer höheren Dosis erreicht, wobei sich der Toleranzeffekt nicht nur auf die eingenommene Substanz selbst beschränkt, sondern sich auch auf andere Substanzen auswirkt. Dieses Phänomen nennt man Kreuztoleranz. LSD und Psilocybin bilden eine Kreuztoleranz. Die Toleranz ist nach etwa einer Woche Abstinenz wieder aufgehoben. Dies gilt auch für die Kreuztoleranz.

Hinweis: The Vaults of Erowid hat eine "Hofmann Library Collection" mit einem Verzeichnis von über 4.000 Titeln zu den Arbeiten von Albert Hofmann ins Netz gestellt, wobei eine große Anzahl dieser Titel in Originalsprache als PDF-Datei aufgerufen werden kann:
http://www.erowid.org/references/refs.php?Collection=Hofmann



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1
Arthur Stoll, Albert Hofmann: Partialsynthese von Alkaloiden vom Typus des Ergobasins (6. Mitteilung über Mutterkorn-alkaloide), in: Helv. chim. Acta 26, 944 (1943)
2
Albert Hofmann: Die Mutterkorn-alkaloide, in: Sammlung chemischer und chemisch-technischer Beiträge, Herausgegeben von Prof. Dr. R. Pummerer, Erlangen, Prof. Dr. L. Birkhofer, Köln, und Prof. Dr. J. Goubeau, Stuttgart, Neue Folge Nr. 60, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1964, S. 183 f.

Reprint der Originalausgabe: Nachtschatten Verlag, Solothurn 2018
http://www.nachtschatten.ch/products/product_1684.html
3
Albert Hofmann: Die Geschichte des LSD-25, In: Triangel, Sandoz-Zeitschrift für medizinische Wissenschaften 2, 117 (1955)
4
Werner A. Stoll: Lysergsäure-diäthyl-amid, ein Phantastikum aus der Mutterkorngruppe, in: Schweiz. Arch. Neurol. Psychiat. 60, 279 (1947)

Werner A. Stoll: Ein neues, in sehr kleinen Mengen wirksames Phantastikum, in: Schweiz. Arch. Neurol. Psychiat. 64, 483 (1949)
5
A. Hofmann, R. Heim (1958): Isolement de la Psilocybine à partir du Stropharia cubensis Earle et d'autres espèces de champignons hallucinogènes mexicains appartenant au genre Psilocybe, in: Compt. rend. Acad. sc., 1958; 247:557-561
http://www.erowid.org/references/refs_view.php?A=ShowDoc1&ID=2581

A. Hofmann, A. Frey, H. Ott, T.H. Petrzilka, F. Troxler (1958): Konstitutionsaufklärung und Synthese von Psilocybin, in: Experientia, 1958; 14(11):397
http://www.erowid.org/references/refs_view.php?A=ShowDoc1&ID=2582

A. Hofmann, R. Heim, A. Brack, H. Kobel (1958): Psilocybin ein psychotroper Wirkstoff aus dem mexikanischen Rauschpilz, in: Rev. Mycologie, 1958; 22:17-21
http://www.erowid.org/references/refs_view.php?A=ShowDoc1&ID=5614
6
Herrmann von Leistenfels: Botanik und Chemie, in: Ronald Rippchen: Zauberpilze. Narrenschwämme und die Stoffe, aus denen sie gemacht sind, Der Grüne Zweig 155, Löhrbach 1992, S. 36
http://epubdl.club/buch/3925817557.html
7
Herrmann von Leistenfels: Botanik und Chemie, in: Ronald Rippchen: Zauberpilze. Narrenschwämme und die Stoffe, aus denen sie gemacht sind, Der Grüne Zweig 155, Löhrbach 1992, S. 36 f.
http://epubdl.club/buch/3925817557.html
8
Bosch, J.A.; Pennings, E.J.M.; Wolff, F.A. de: Psycho-aktive Paddestoel- & Plantproducten – toxicologie en klinischen effekten, Leiden 1997, S. 23 f.