Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung
Band 19
Drogenkonsum in der Partyszene
Entwicklungen und aktueller Kenntnisstand
Dokumentation einer Fachtagung der BZgA zur Suchtprävention
vom 24. 9. bis 26. 9. 2001 in Köln 1
Eine Rezension von Hans Cousto
Die Ziele der Fachtagung "Drogenkonsum in der Partyszene" waren vielschichtig
und hoch gesteckt:
- Sichtung der Entwicklung in der Drogenprävention im Kontext der Partyszene
- Aktive Beteiligung szenenaher Projekte an der Planung und Durchführung der Tagung
- Feststellung des gegenwärtigen Forschungs- und Kenntnisstands in Bezug auf die Verbreitung
von Ecstasy und anderen Partydrogen
- Feststellung neuer medizinischer Aspekte des Ecstasykonsums
- Erarbeitung von Ansatzpunkten für die Fortschreibung der Leitlinien zur Ecstasyprävention
Medizinische und pharmakologische Aspekte des Ecstasykonsums
Nach der obligaten Einführung in die Tagung durch die Direktorin der Bundeszentrale
für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Elisabeth Pott und einem Grußwort (ergänzt mit einer geplanten
Rede, die nicht gehalten wurde) von der Drogenbeauftragten der Bundesregierung Marion Caspers-Merk
beginnt das Buch spannend und interessant zu werden. Auf gut 20 Seiten berichtet Christina Poethko-Müller
vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) - Fachgebiet Abhängigkeitserkrankungen
und Sucht - in fundierter und ausgewogener Weise über die medizinischen und pharmakologischen
Aspekte des Ecstasykonsums und vermittelt einen differenzierten Überblick zum aktuellen Forschungsstand.
Besonders interessant sind die Abschnitte zur Verstoffwechselung (Metabolisierung) von MDMA und
den damit in Zusammenhang stehenden Wechselwirkungen von MDMA mit Medikamenten und zur Neurotoxizität
von MDMA, wobei hier die sorgfältige Analyse verschiedener Studien bemerkenswert ist. Nur bezüglich
der historischen Entwicklung von Ecstasy ist das Wissen von Poethko-Müller nicht ganz so fundiert
wie im pharmakologischen Bereich. 2
So steht beispielsweise im Beitrag von Poethko-Müller, daß die erste Synthese
von MDMA durch den Chemiker Haber im Jahr 1898 erfolgte, doch Fritz Haber reichte seine Dissertation
"Über einige Derivate des Piperonals" zur Erlangung der Doktorwürde von der Friedrich-Wilhelms-Universität
zu Berlin bereits im Jahre 1891 ein, in der er jedoch nicht MDMA, sondern eine dem BDB [1-(1,3-Benzodioxol-5-yl)butan-2-ylazan]
chemisch eng verwandte Substanz erwähnt. Die psychoaktive Substanz BDB (Anlage I BtMG) ergibt
bei einfacher Mythelierung am Stickstoff das Entaktogen MBDB (Anlage I BtMG). Die Synthese durch
Haber erfolgte im "Organischen Laboratorium" der Technischen Universität zu Berlin. Die Synthesevorschriften
wurde am 25. Februar 1892 bei der "Deutschen Chemischen Gesellschaft" eingereicht und in der Folge
im Jahrbuch Band XXIV (1892) der Gesellschaft (S. 617- 626) abgedruckt.
Auch die Behauptung, daß der Chemiker Shulgin MDMA 1965 wieder entdeckt habe,
ist nicht ganz stimmig. Der Chemiker Gordon A. Alles resynthetisierte MDMA vor Shulgin und Shulgin
wurde durch die Arbeit von Alles auf MDMA aufmerksam.
Epidemiologische Aspekte des Drogenkonsums in der Partyszene
Im zweiten Kapitel des Buches findet man zahlreiche Daten zur Verbreitung des
Konsums verschiedener Drogen in der Allgemeinbevölkerung sowie in der Partyszene. Im Beitrag von
Jürgen Töppich, Gerhard Christiansen und Volker Stander (BZgA, Köln) wird anhand von Ergebnissen
repräsentativer Befragungen zum Drogenkonsum in Deutschland aufgezeigt, daß die Zahl der jungen
Drogenkonsumenten rückläufig ist und die Drogen nicht mehr den gleichen Stellenwert bei jungen
Erwachsenen (18 - 25 Jahre) haben wie noch vor einem halben Jahrzehnt. Gekifft wird zwar nach
wie vor gleichviel (14% aller 18 bis 25jährigen haben 1997 wie auch 2001 innerhalb der letzten
12 Monaten gekifft), doch der Konsum von Ecstasy hat sich in der gleichen Zeitspanne halbiert
(4% aller 16-25jährigen haben 1997 innerhalb der letzten 12 Monaten mindestens eine Ecstasy geschluckt,
2001 waren es nur noch 2%). Von den Techno-Party-Besuchern hatten 1997 etwa 26% innerhalb der
letzten 12 Monate gekifft und 13% eine Ecstasy genommen, 2001 hatten nur noch 16% innerhalb der
letzten 12 Monate gekifft und 7% eine Ecstasy genommen.
Roland Simon (IFT Institut für Therapieforschung, München) zeigt in seinem Beitrag
"Drogenkonsum in der Partyszene - Zur Situation in europäischen Nachbarländern" deutlich, daß
in der Berliner Partyszene weniger gekifft wird als in den Partyszenen von Amsterdam, Madrid,
Prag oder Zürich. Auch Ecstasy wird in den Klubs in Berlin seltener eingenommen als in Klubs
in Amsterdam, Madrid oder Zürich, dafür wird in Berlin mehr Amphetamin geschnupft als in den
anderen europäischen Metropolen.
In ihrem Bericht zu "Ecstasy - Die kriminalpolizeiliche Erkenntnislage"
kommen Andreas Maack, Rainer Dahlenburg, Herbert Bayer, Berthold Back und Martin Kurzhals vom
Bundeskriminalamt in Wiesbaden u.a. auf das Thema Drug-Checking zu sprechen. Drug-Checking bedeutet
eine qualitative und quantitative Analyse von auf dem Schwarzmarkt kursierenden Drogen vorzunehmen
und die Ergebnisse der Analytik an die Konsumenten weiterzuleiten. Dabei kritisieren sie, daß
beim Drug-Checking ethisch-moralische Grundsätze, wie sie für Arzneimittel gelten, auf illegal
produzierte Waren angewandt werden. Nach Auffassung des BKA und einem Beschluß des zuständigen
deutschen Bund-Länder Polizeigremiums ist die Einführung eines so genannten "Drug-Checking" mit
einer Fülle von unlösbaren Problemen behaftet, die in der Gesamtschau zu dem Ergebnis führen,
daß eine solche Einrichtung aus polizeilicher Sicht nicht zu befürworten sei.
Drogenkonsum und Aspekte der Prävention im gesellschaftlichen Kontext
Im dritten Kapitel "Drogenkonsum und Aspekte der Prävention im gesellschaftlichen
Kontext" folgen zwei hervorragende Artikel von Aldo Legnaro und Peter Franzkowiak. Aldo Legnaro
vom Institut für Sicherheits- und Präventionsforschung e.V. in Hamburg durchleuchtet in kritischer
und anschaulicher Weise in seinem Beitrag "Drogenkonsum in der Kontrollgesellschaft" die Entwicklung
der gesellschaftlichen Reaktionsmuster auf den Konsum berauschender Mittel im allgemeinen und
der illegalisierten Mittel im besonderen. Legnaro zeigt auf, wie mit der zunehmenden Eigenverantwortung
der Individuen für ihr unternehmerisches Selbst (u.a. Abbau der Sozialleistungen) althergebrachte,
allerdings erheblich verfeinerte Techniken der Disziplinierung einhergehen. Die Gesamtheit der
Entwicklungen, die durch solche Kontrollszenarien angezeigt werden, ist mit dem Begriff der Zugangsgesellschaft
(access society) gekennzeichnet worden. In diesem Gesellschaftstyp gehe es, so zeigt Legnaro auf,
bar jeder moralischen Bewertung um die Kontrolle von Zugängen; zugangsgeregelt seien etwa Örtlichkeiten
(u.a. Schule, Arbeitsplatz) oder der Abschluß einer Lebensversicherungspolice. Das Prinzip der
Entmoralisierung gelte für die Mechanismen der Kontrolle selbst, handele es sich um Drogentests,
Videoüberwachung oder Zugangsprüfungen. Sie alle seien und funktionieren völlig wertneutral,
technologisieren die Kontrolle der Kontrollgesellschaft und registrieren lediglich situativ,
was der Fall ist. Dennoch führen paradoxerweise solche Prozesse der Entmoralisierung zu einer
neuen, durchaus moralisch befrachteten Ordnung. So seien Drogentests zwar einerseits - und das
mache die spezifischen Verschränkungen aus - eine entmoralisierte Technologie, die darin geknüpften
Konsequenzen jedoch seien von zutiefst moralischem Charakter. Auf solche Weise verhüllen amoralische
Kontrollpraktiken das, was tatsächlich geschieht. Es geschehen nämlich Prozesse der sozialen Selektion,
die auf eine technologisierte und ganz amoralisch daherkommende Weise die Bevölkerung sortieren
und selektieren, lokal, sozial, ökonomisch. Legnaro stellt die asoziale Komponente der neuen Kontrollmechanismen
und ihre Folgen u.a. mit den folgenden Worten fest: "Die Techniken der Disziplinierung, die die
Moderne zur Bändigung unvermittelter Triebkräfte einsetzte, sind nicht völlig verschwunden, aber
sie werden zunehmend ersetzt durch eine amoralisch daherkommende Kontrollstrategie, die nicht
mehr auf Einbindung und korrigierende Kontrolle der Individuen setzt, sondern lediglich auf konstatierende
Kontrolle, aus der exkludierende (ausgrenzende, ausschließende) Konsequenzen gezogen werden."
Peter Franzkowiak von der Fachhochschule in Koblenz erläutert in seinem Beitrag
"Zwischen Abstinenz und Risikobegleitung - Präventionsstrategien im Wandel" die Entwicklungsphasen
der Präventionsstrategien in den vergangenen Jahrzehnten. Dabei werden vier Entwicklungsstufen
herauskristallisiert:
- Drogenprävention: "Substanz verbieten, Konsumenten abschrecken"
- Suchtprävention: "Sucht verhüten, Alternativen finden"
- Suchtprävention und Gesundheitsförderung: "Sucht verhüten, Menschen stärken"
- Suchtprävention, Gesundheitssförderung und Risikomanagement: "Sucht verhüten, Menschen stärken,
Risiken managen"
Franzkowiak stellt fest, daß man sich früher und zuweilen auch heute noch fast
ausschließlich mit den negativen Konsumfolgen beschäftigte respektive beschäftige, daß man sich
vor allem auf die Sucht konzentrierte und aus den Verläufen von mißlingenden Entwicklungen (sogenannte
Drogenbzw. Suchtkarrieren) oftmals unzulässige präventive Rückschlüsse zog. Hingegen stehe die
Erforschung gelingender Risikoverläufe/-karrieren für die Prävention noch aus. Eine vorurteilslose
Analyse der erfolgreichen und kompetenten Bewältigung von risikobezogenen Belastungen und Herausforderungen
im Jugendalter, also Forschung zum konstruktiven Umgang mit (u.a. drogen- und gesundheitsbezogenem)
Risikoverhalten gehöre auf die Tagesordnung, fordert Franzkowiak nachdrücklich. 3
Aktuelle Trends in Peer-Support und Peer-Education
In diesem Kapitel werden u.a. zwei Projekte vorgestellt, zuerst ein Projekt
aus der Szene: Eve & Rave Münster. 4 Dann folgt die Beschreibung eines Projektes, das die Szene
ins Projekt holen will: Mind Zone München. 5 Mind Zone, vom Gesundheitsministerium in Bayern finanziert,
scheint ein Lieblingsprojekt der BZgA zu sein, wurde es doch bereits in Band 5 der gleichen Buchreihe
der BzGA, "Prävention des Ecstasykonsums - Empirische Forschungsergebnisse und Leitlinien" beschrieben
(Köln, 1998). 6
Wegen völlig realitätsfremder, jedoch politisch erwünschter (opportunistischer)
Sprüche wie "Der Konsum von Ecstasy führt in der Regel zu körperlichen und seelischen Schäden"
in seinen Pamphleten (hier zitiert aus: Ecstasy - Was tun? Was nun?) genießt Mind Zone in der
Szene und bei aufgeklärten Drogenberatern natürlich bei weitem nicht das Vertrauen, wie dem Projekt
seitens bestimmter Behörden entgegengebracht wird.
Kommunikation über Drogen
Dieses Kapitel beginnt mit einem Beitrag von Hermann Fahrenkrug, leitender
Mitarbeiter der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) 7 in
Lausanne zu den Risiken in der Drogenprävention. Die Begriffe Risikoprävention, Risikokompetenz
und Risikokommunikation haben in der Präventionsszene der Schweiz in den letzten Jahren geradezu
Kultstatus erworben. Vor gut vier Jahren vermeinte der Autor im schweizerischen Suchtmagazin
Anzeichen eines Paradigma und Diskurswandels in der Drogenprävention feststellen zu können: Vom
repressiven "Substanzen/ Stoffe verbieten" über das stark medizinalisierte "Sucht verhindern"
bis zum sozialpsychologisch orientierten "Drogenrisiken vermeiden/managen" sollte die Reise gehen. 8 Mit recht beklagt Fahrenkrug in seinem Buchbeitrag die mangelnde Bereitschaft zu einer realitätsnahen
Risikodebatte bezüglich des Drogenkonsums und seinen Folgen insbesondere in den Medien und spricht
die Befürchtung aus, daß sich das Risiko weiter auf der Ebene des "Räuber (Raver) und Gendarm
Spielens" bewegt.
Der zweite Teil dieses Kapitels liest sich wie ein Werbetext für das Projekt
www.drugcom.de der BZgA. Anzumerken ist hier, daß es wohl im deutschsprachigen Raum keine Drogenaufklärungsseite
im Internet gibt, die so fehlerhafte Informationen verbreitet und mit so vielen Falschmeldungen
bestückt ist, wie www.drugcom.de. Da selbst nach mehr als einem halben Jahr, nachdem die Mitarbeiter
auf diverse Fehler aufmerksam gemacht wurden, diese Fehler nicht korrigiert wurden, kann man
sich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier, ähnlich wie beim Mind Zone, Falschmeldungen vorsätzlich
zur Verunsicherung der Drogenkonsumenten publiziert werden. 9
Chancen und Risiken von Drug-Checking
Nach einer sehr aufschlußreichen und interessanten Darstellung des Projektes
ChEck iT! in Wien, 10 in dessen Rahmen Laboruntersuchungen von Pillen, Pulver und Pappen vor Ort
an Parties durchgeführt werden, und des Propjektes der DROBS Hannover, 11 in dessen Rahmen Schnelltests
vor Ort an Parties durchgeführt werden, sind im 6. Kapitel dieses Buches zum Thema Drug-Checking
Prämissen, Thesen und Ergebnisse (zusammengefaßt von Artur Schroers) abgedruckt. In den Ausführungen
von Schroers sind wahrlich abenteuerliche Bemerkungen zu finden. So schreibt er, daß die rechtliche
Situation von Drug-Checking ungeklärt sei, obwohl zwei Gerichtsbeschlüsse vorliegen, die keine
Straftat im Rahmen des Drug-Checking-Programms von Eve & Rave e.V. Berlin 12 feststellen konnten:
Am 2. Juni 1998 hielt das Amtsgericht Charlottenburg in Berlin die Ausführungen der Verteidigung
für überzeugend und lehnte die Eröffnung des Hauptverfahrens aus rechtlichen Gründen ab. Die
Kosten des Verfahrens und die notwendigen Auslagen der Angeschuldigten wurden der Landeskasse
Berlin auferlegt. Die Kostenentscheidung beruhte auf § 467 Abs. 2 StPO (Gesch.-Nr. 267 Ds 170/98). 13 Am 1. März 1999 verwarf das Landgericht Berlin, 6. Strafkammer, die sofortige Beschwerde der
Staatsanwaltschaft I beim Landgericht Berlin gegen den Beschluß des Amtsgerichts Tiergarten in
Berlin vom 2. Juni 1998 als unbegründet auf Kosten der Landeskasse Berlin (Gesch.-Nr. 506 Ds 2/99
zu Gesch.-Nr. 267 Ds 170/98). 14
Auch in dem Buch "Frühwarnsysteme - Materialien und Diskussionsergebnisse eines
Workshops" (Herausgegeben von Roland Simon, Tim Pfeiffer & Eva Hoch, DBDD Arbeitsberichte Nr. 1)
schreibt Schroers unter dem Titel "Drug-Checking - Zwischenstand zu den Möglichkeiten und Grenzen
von Drogenanalysen im Rahmen eines Drogenfrüherkennungssystems" kein Wort zu den oben genannten
Gerichtsbeschlüssen und behauptet dennoch, die rechtliche Situation sei nicht geklärt. 15
Es ist wirklich absonderlich, daß in den Ausführungen von Schroers weder das
Drug-Checking-Programm von Eve & Rave noch die Gerichtsbeschlüsse erwähnt werden. Hier scheint
im politischen Sinne opportunistisches Totschweigen Leitmotiv des Handelns gewesen zu sein. Überhaupt
scheint Schroers mit Eve & Rave und seinem Drug-Checking-Programm, das seit Oktober 1996 nicht
mehr in Berlin, sondern in Solothurn in der Schweiz durchgeführt wird, seine Probleme zu haben.
In seiner Promotionsschrift "Monitoring - Drogentrendforschung auf Basis von Drogenanalysen
(Drug-Checking) am Beispiel des Ecstasykonsums zum Zwecke der Gesundheitsförderung in Jugendkulturen"
(Münster, 28.12.1999) schreibt Schroers (Fn. 13 S. 32): "Sporadisch wurden für eine gewisse Zeit
(bis Anfang 1998) in der Schweiz auch von Eve & Rave in Zürich einige wenige illegalisierte Substanzen
analysiert." Diese Angabe enthält gleich mehrere Fehler. 1997 wurde kontinuierlich und nicht sporadisch
untersucht. Es wurden nicht einige wenige, sondern 247 Analysen durchgeführt. Da einige Samples
aus den gleichen Chargen stammten, kamen nur 183 Resultate in die Liste. 16
Die Angabe "bis Anfang 1998" ist ebenso falsch, da auch in den Folgejahren Pillenlisten
mit Resultaten veröffentlicht wurden, wie Schroers selbst auf S. 41 seiner Promotionsschrift feststellt.
Zudem ist die Angabe "Zürich" falsch, es muß Solothurn heißen. Auf S. 41 seiner Promotionsschrift
erwähnt Schroers die Pillenlisten 1995 bis 1999 und schreibt dann "enthalten Daten zu (derzeit
insgesamt rund 200) analysierten Pillen" und danach gibt Schroers eine Quelle von 1997 an. Diese
Art von Informationsvermittlung ist unseriös, denn in der Quelle von 1997 kann nicht stehen,
wie viele Pillen 1998 und 1999 analysiert wurden. In den Listen 1995/1996 sind 145 Resultate aufgelistet, 17 in der Liste von 1997 sind es 183 Resultate, in der Liste von 1998 sind es 68 Resultate 18 und
in der Liste von 1999 sind es 69. 19 Bis und mit 1999 waren es 465 Resultate unterschiedlicher Proben.
Schroers Angabe "rund 200" zur Zahl der analysierten Pillen ist falsch, da es in Wahrheit weit
mehr als doppelt so viele waren. (Inzwischen hat Eve & Rave mehr als 600 Testergebnisse unterschiedlicher
Proben veröffentlicht.)
Des weiteren fehlt sowohl in seiner Promotionsschrift wie auch in seinem Beitrag
zum DBDD Arbeitsberichte Nr. 1 als auch zum hier besprochenen Buch eine Feststellung zur Tatsache,
daß Drug-Checking den Konsumenten ermöglicht, bewußt eine vorher bestimmte Menge einer eindeutig
definierten Substanz oder auch mehrerer Substanzen nach Maß und Menge gezielt einzunehmen. Daß
es zudem nur mit einer Klientel, die nach oben genannten Kriterium Drogen einnimmt, möglich ist,
empirisch zu erforschen, welche Droge in welcher Dosierung (und welchen Kombinationen mit anderen
Drogen) bestimmte und somit bestimmbare Wirkungen hervorruft, wird ebenfalls nicht erwähnt. Somit
hat Schroers ein zentrales Element des Drug-Checking-Konzeptes von Eve & Rave e.V. Berlin und
Eve & Rave Schweiz entweder überhaupt nicht wahrgenommen oder vorsätzlich unterschlagen!
Das für den Konsumenten bestimmbare Wirkungsprofil vor der Einnahme von Drogen
ist ein zentrales Anliegen des Drug-Checking-Programms von Eve & Rave. Dies steht z.B. im Vorwort
des Drug-Ckecking-Buches (1. und 2. Auflage) von Hans Cousto (Nachtschatten Verlag, Solothurn) 20 wie auch im Vorwort des Drug-Checking-Konzeptes des Techno-Netzwerkes Berlin, 21 beide in Schroers
Promotionsschrift erwähnt und beide in der zugehörigen Literaturliste aufgeführt, jedoch beide
im Beitrag des BZgA-Buches unerwähnt.
Der Vollständigkeit halber sei hier noch erwähnt, daß das Drug-Checking-Konzept
des Techno-Netzwerkes Berlin ausschlaggebend für die Durchführung der Tagung der BzgA gewesen war. 22
In seiner Promotionsschrift hat Schroers diverse Daten falsch wiedergegeben
(böse Zungen sprechen von Geschichtsfälschung) und in seinem BZgA-Beitrag hat Schroers wesentliche
Elemente aus dem Erfahrungsschatz des Drug-Checking nicht erwähnt und somit vorsätzlich ein einseitig
tendenziöses Bild zur Thematik vermittelt.
Das Buch kann kostenlos bestellt werden bei
BZgA, 51101 Köln
Fax: 0221/8992-257
E-Mail: order@bzga.de
oder als PDF-Datei (1,2 MB) unter folgender Adresse im Netz aufgerufen werden:
http://www.bzga.de/bzga_stat/pdf/60619000.pdf
Weitere empfehlenswerte Texte zur Thematik:
Drug-Checking-Konzeptes des Techno-Netzwerkes Berlin (Format: PDF, 1,6 MB, 112 Seiten)
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/dcm_april.pdf
Drug-Checking - sinnvolles Instrumentarium der Drogenhilfe?, Dipl.-Arbeit für die Prüfung
zum Erwerb des Akademischen Grades Dipl.-Sozialarbeiter/-Sozialpädagoge, eingereicht von: Axel
Mähler am 8. November 2000 (Format: PDF, Größe: 383 KB, 114 Seiten)
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/dc100.pdf
Drug-Checking, Bericht von der Fachtagung vom 3. November 2000 in Wien. Eine Zusammenfassung
von Hans Cousto (Format: PDF, Größe: 67 KB, 16 Seiten)
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/dc110.pdf
Drug-Checking in Europa - Die Situation in verschiedenen Ländern im Vergleich, ein Referat von
Hans Cousto, vorgetragen am Freitag, 27. September 2002 in der Friedrich-Schiller-Universität
zu Jena anläßlich des 7. Internationalen Akzept - Drogenkongresse 2002 in Jena/Thüringen (Format:
PDF, Größe: 67 KB, 14 Seiten)
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/dc112.pdf
|