DrogenGenussKultur |
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DrogenGenussKultur |
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Kaffe und Tabak aus kultur- und Sozialgeschichtlicher Sicht |
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Auszüge aus zeitgenössischen Werken des 17./18. Jahrhunderts |
Calore | die Wärme |
Odore | der Geruch |
Fumo | der Dampf |
Fit | machen |
Efficax | den Erfolg |
S. 33
Über deme so begehen die Türcken keinen excess und brauchen das Coffe-Wasser nicht/ wie wir Teutschen/ zur Voluptät/ sondern zur necessität.
S. 43
Es gehet mit dem Toback/ wie mit dem Coffe, versetzte Herr Galenus. Sie sind beyde dem Mißbrauch so sehr unterworffen/ daß der Schade
dem Nutzen weit überlegen. Der Mißbrauch/ sagte der Herr von Grünefeld/ ist bey allen Dingen schädlich. Unterdessen hat der Toback/
wenn er mässig gebrauchet wird/ viel schöne Tugenden an sich.
S. 44
Wein und Brandtewein machten hitzige Köpffe und verursacheten allerhand liederliche Gespräche und Zanckereyen. Aber bey dem alamodischen
Wasser- Geträncke bliebe man fein nüchtern/ und also könnte man sich dabey in den Schrancken einer ehrbaren und Christlichen conduite
und in Worten und Wercken desto besser aufführen.
S. 50
Die meisten Gesellschafften sind leyder also beschaffen/ daß in denselben mehr böse als gute anzutreffen. Ist nun gleich jemand fromm/
so wird doch derselbe sich eher von den vielen Bösen verführen/ als von den wenigen Guten in seiner Frömmigkeit sich stärcken lassen.
Das ist einmahl gewiß/ hub Herr galenus an/ daß die Türcken/ ob wir Sie wohl für barbarische Menschen halten/ dennoch/ wann sie an
der Erde sitzen und Coffe trincken/ wohl nicht so irdisch gesinnet sind und solche grobe Zoten/ Narrentheidungen und faul Geschwätze
auß ihrem Munde gehen lassen/ wie leyder bey uns Christen geschihet/ sonderlich in denen öffentlichen Coffe-Häusern/ da einer den andern
verführet/ denn da findet das Adamische Leben seine völlige Nahrung/ und an Statt/ daß man nach des Apostels Petri vermahnung sollte
gehen de virtute in virtutem, so wandelt man deselbst peccato in peccatum.
Darumb wehre zu wünschen/ sagte Herr Polycarpus, daß so offt wir Christen den türckischen Coffe trincken/ wir gedencken möchten an diejemige Tugenden/ in welchen es uns die Türcken weit zuvor thun
S. 54
Was düncket den Herren/ sagte Herr Polycarpus? Thäten wir Christen nicht wohl/ wenn wir also bey dem Türckischen Coffe-Getränck an der
Türcken ihren Tugend-Wandel/ sonderlich ihrer Mässigkeit gedächten/ damit wir nicht böser/ als sie seyn möchten/ da wir doch billich
besser seyn sollten? Ja würde nicht diejenige Christliche Obrigkeit/ welche öffentliche Coffe-Häuser zulässet/ ein heilsames Werck thun/
wenn Sie denenselben diesen Türckischen Tugend-Spiegel auffhencken liesse?
Ich muß bekennen/ gab Herr Rath Justinus zur Antwort/ daß diß eine sehr nützliche Erinnerungist/ die billich allen Christen eine Schaam-Röthe in die Wangen jagen sollte. Und wehre zu wünschen daß bey allen Gesellschafften dergleichen vorstellungen geschehen möchten/ so würden wir bald ein ander Christenthumb bekommen
Johann Gottlob Krüger: Gedancken vom Caffee, Thee, Toback und Schnupftoback, Halle 1746
S. 13
Meine Leser werden sich nicht verwundern, wenn ich ihnen sage, daß einige den Caffee für ungemein gesund, andere aber für höchst schädlich
halten. Denn dieses ist die rechte Galanterie der Gelehrten, daß sie einander beständig widersprechen. Daher haben viele Artzeneygelehrten
behauptet, der Caffee setze die Männer in den Zustand ihren Weibern die eheliche Pflicht nicht erzeigen zu können...
S. 14
In Wahrheit ein wichtiger Beweis, der aber desto weniger Beyfall finden wird, je mehr die Erfahrung bey dem heut zu Tage üblichen
häufigen Gebrauche des Caffees das Gegentheil bestätigt.
Und dieses wäre auch in der That viel eher zu glauben, da der Caffee würcklich etwas nahrhaftes bey sich führet, und also gewisser massen unter die Saamen vermehrenden Sachen gezehlet werden kann. Freylich aber muß man jederzeit darauf sehen, wenn man von dem Nutzen oder Schaden des Caffees zu urtheilen verlangt, ob er stark oder schwach sey, und ob man viel oder wenig zu sich zu nehmen pflegt. Denn wer wollte behaupten, daß man von drey Tropfen Wein betruncken werden könnte, weil dieses geschehen kann, wenn man dergleichen Geträncke allzu häufig genießt.
S. 18
Und ich muß es nur gestehen, daß die Liebe zur Bequemlichkeit eine von den Ursachen ist, warum ich mich niehmals mit jemanden in einen
Streit einlasse. Aber eben darum weiß ich nicht, ob ich den Caffee loben oder schelten soll, da ihn einige gantz ausserordentlich hochschätzen,
andere aber entweder gäntzlich verwerffen, oder doch sehr wenig daraus machen. Darum werde ich ihn loben, ich werde ihn verachten, und
ich weiß in der That nicht, was man weiter verlangen kann.
S. 25
Wie nun der Caffee, wenn er auf die beschriebene Art mäßig , und zu der gehörigen Zeit gebraucht wird, nicht schädlich, sondern vielmehr
nützlich genennet zu werden verdient. So ist es hingegen kaum zu glauben, wie viel Schaden man sich durch den unmässigen Gebrauch dieses
Geträncks zuziehen könne, und wie thörigt sonderlich Studierende handeln, welche den gantzen Tag mit Thee- und Caffeetrincken zubringen.
S. 31
Wer auf sich selbst acht hat, wird leicht aus der Erfahrung ausmachen können, ob ihm dergleichen Sachen nützlich oder schädlich sind.
S. 33
Ich habe diese Blätter nicht für grosse Gelehrte geschrieben, wozu ich ohnedem nicht geschickt bin, sondern sie sind nur den Liebhabern
des Caffees gewidmet, und eben dis ist die Ursache, warum sie so kurtz gerathen sind. Denn wenn ihnen ihre Gesundheit lieb ist, so
werden sie nicht des Tages mehr Zeit zum Caffeetrincken anwenden, als zur Durchlesung dieser Blätter erfordert wird.
Wachsmuth, J.N.: Schilderung des Unglücks, so die Caffee-Bohne in Teutschland angerichtet, und die Mittel dagegen, Rudolstadt 1781
Dem Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Friedrich, Landgrafen zu Hessen,...
Vorwort:
Wie oft, ja oft, habe ich gewünscht, daß ein Durchlauchtigster Fürst Deutschlands mit einem heiligen Eyfer für das Wohl seiner Länder
durchdrungen würde, dieses Übel, das so pestilenzialisch worden war, mit Obrigkeitlicher Hand aus selbst eigener Erwegung zu heilen,
und welche Freuden durchtaumelten meine Seele, als ich die Nachricht las, daß Ew. Hochfürstl. Durchl. Unter den Fürsten Deutschlands
die Bahn gebrochen, ein herrschendes Übel, das seine Kraft weit über die Freyheit der Bürger erhoben, mit gewaltsamer Hand anzugreifen
und somit die Unterthanen von dem unvermeidlichen Untergange, worein sie sich so sichtbarlich vor sich selbst, mit offenen Augen stürzen,
zu retten.
S.13
Allein, du wirst den unedlen asiatischen Dampf nicht vertragen können, der dir aus den Mauren der Städte und Fluhren der Landschaften
entgegensteiget. Die Luft ist verunreiniget, Ich schaudre mit dir, heiliger Teuta.
S. 16
Und ihr! ihr! wollt zur Schande eurer urväter Sclavenketten einer gewohnheit tragen, und vor eine nichtswürdige Bohne mehr Tribut nach
Asien bezahlen, als der grausamste Tyrann von uns fordern könnte.
S. 24
Lassen sie sich dahero, Durchlauchtigste Prinzen Teutschlands, nichts hindern, die Einfuhre dieses Gifts bey Strafe zu verbieten, und
die Verbrecher damit ohne Ansehen zu belegen, denn die würkende Kraft der Gesetze liegt nicht in der Grösse der Strafe, sondern darinnen,
daß kein Ansehen der Person gebraucht werde.
S. 30 ff.
Nun muß ich wohl etwas näher zu denen Mitteln wenden, wodurch diesem Übel zu steuern sey. (...)Das eine Mittel ist, gerade alle Einfuhren
zu verbieten, und diejenigen, so solchen heimlich eintragen, ohne Ansehen mit Baustrafe zu belegen. Hier muß der Amtmann in der Zipfelparrücke
karren, und die Dame im Nachtzeuge graben, wenn sie Verbrecher werden.
Will man aber gelindere Mittel erwählen, so ist das Zweyte dieses:
Es muß in jeder Stadt ein Fürstlicher Factor gesetzt, aller Handel mit Coffee denen Krämern genommen, und diesem gegeben werden. Es muß der Coffee noch einmal so theuer gegeben, und nicht anders, als gebrannt verkauft werden; denn sonst würde es geschehen, daß ein Viertel Pfund gekauft, und ein Pfund eingeschlichener dazu gethan, mithin der Endzweck nicht erreicht werden würde.
Es muß eine Vergeltung darauf gesetzt werden, wer anzeigt, daß wo in einem Hause, es sey in der Stadt oder auf dem Lande, Coffee gebrannt worden wäre. Hat der Verbrecher Vermögen, so muß er diese Vergeltung im Fall er überführt wird, bezahlen. Hat er keins, so muß es aus der Kasse bezahlt werden.
Die Obrigkeit, und auf den Dörfern der Schulze, muß gleich in das Haus des Angezeigten eindringen und die Sache untersuchen. Wer nach ist, muß ohne Barmherzigkeit gestraft werden.
Drittes Mittel: Ersatzkaffee
Deutsche Encyclopädie oder Allgemeines Real- Wörterbuch aller Künste und Wissenschaften, Frankfurt/ M. 1794
S. 597
Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts wurde der Kaffe einigen Venetianern, welche nach Constantinopel und nach Kleinasien Handlung trieben,
bekannt. In welchem Jahre dieses geschehen, und wann der erste Kaffe nach Venedig gekommen ist, weiß man nicht genau.
So viel aber ist gewiß, daß der berühmte Römer Petrus della Valle, welcher zwölf Jahre lang in der Türkey, Aegypten, dem gelobte Land, Persien, Arabien und Ostindien herumgereiset war, im Jahre 1615 aus Constantinopel an einen seiner Freunde geschrieben hat, er wolle ihm Kaffe, als eine Seltenheit mitbringen.
Der berühmte Kanzler von England Franz Baco von Verulam thut des Kaffe's im Jahre 1623 in seiner Historia vitae et mortis, und 1624 in ten centuries of natural history S. 768 Erwähnung. Er hatte ihn auch selbst in England getrunken. In England hat der berühmte William Harvey sich des Kaffee's ebenfalls schon wegen der angepriesenen muntermachenden Kräfte bedient. Edwards, ein nach der Türkey handelnder Kaufmann, brachte im Jahre 1652 eine Sclavin, Namens Pauyana mit nach London, die für ihn Kaffee brennen und kochen mußte.
1652 erstes Kaffehaus in London
In Englischen Gesetzen wird des Kaffe's zuerst 1660 gedacht, da denen eine Abgabe gesetzt wird, die das Getränk bereiten und verkaufen wollen. Eine andere Verordnung deßfalls erschien 1663 auch 1675, da König Carl alle Kaffehäuser aufheben ließ, weil er besorgte, sie möchten zu gefährlichen Verbindungen Anlaß geben, aber er widerrief diesen Befehl in wenigen Tagen.
1657 Kaffe in Paris durch Thevenot bekannt, der sich in der Levante daran gewöhnt hatte. 1659 konnte man bey einigen Armeniern, die sich zu Paris niedergelassen, Kaffe bekommen, und nun wurde er bey mehrern bekannt und beliebt. 1666 muß in Paris schon viel Kaffe getrunken worden seyn, wie aus einer merkwürdigen, in demselben Jahre hier in Giessen herausgekommenen Streitschrift erhellet: Laur. Strauss et Franc. Petersen Dissertat. De potu Coffi, Giessen 1666.
In Marseille 1671 erstes Kaffehaus eröffnet
Hier kamen zuerst Franz. Kaufleute die nach der Levante handelten, und Türken, die sich des Handels wegen in Marseille aufhielten, zusammen, unterredeten sich von den Geschäften, spielten, rauchten Tabak und tranken Kaffe. Andere Kaufleute, welchen die Zusammenkunft in diesem Hause gefiel, versammelten sich ebenfalls und gewöhnten sich auch an den Kaffe. Nun verbreitete sich der Gebrauch auch in benachbarte Gegenden und wurde immer allgemeiner.
S. 603
Kaffe, med.
Es ist bekannt genug, wie häufig der Kaffe nicht allein von der höheren, sondern auch von der niedrigsten Menschenklasse getrunken wird...
S 605
Kaffe (Poliz.)
Es sind ohngefähr hundert Jahre, daß man dieses Getränk in Deutschland kennen lernte. Ohngefähr vor zwei Menschenaltern fieng es an in den Städten, besonders des nördlichen Deutschlands, allgemein zu werden.
Aber erst seit einem Menschenalter gewöhnte sich der gemeine Mann in einzelnen deutschen Provinzen daran, es drang der Kaffe sogar aus den Städten in die Dörfer, wurde das tägliche Getränke der Armen wie des Bemittelten, verdrängte andere vorhin gewöhnliche Nahrungsmittel, fieng schon an, die körperliche Constitution ganzer Völker sichtbar zu verändern, und drohte mit noch fürchterlicheren Folgen, als die Regierungen sich bemüßiget erachteten, ihnen durch angemessene Verfügungen Einhalt zu thun.
Die meisten sahen das Übel von der Finanzseite an, da alles Geld, was der Kaffe kostet, für Deutschland völlig verlohren ist...
...Die inländischen Producenten der vorhin üblichen Nahrungsmittel haben also weniger Absatz, seitdem ihre Landsleute die westindischen Neger in Arbeit, und deren Tyrannen in Verdienst setzen.
Dieses Übel hat aber noch zwey andere Seiten. Man befürchtet nemlich, daß es allmählig die ganze körperliche Constitution der Deutschen umschaffen möchte, und manchen Ärzte wollen bemerkt haben, daß in den Dörfern, wo das Kaffetrinken üblich ist, die Leute durchgängig nicht mehr das frische, robuste Aussehen hätten, sondern eine bleiche Farbe und etwas Schwächliches in der Miene. Die Bauernweiber bekämen Nervenkrankheiten, wie Damen aus der Stadt, würden empfindsam und hysterisch.
S. 606
Selbst der Zeitverlust, den ein täglich zwey- oder gar dreymaliges Kaffetrinken der Tagesarbeit bringt, muß in Anschlag gebracht werden,
sobald von hunderttausend kaffetrinkenden Arbeitsleuten die Rede ist. (...) Zu den besonderen Abhandlungen, welche gegen dieses schädliche
Getränke in das Publicum gekommen, gehören vorzüglich folgende:
Gedanken von der seit geraumer Zeit in Deutschland ausgebrochenen Kaffeseuche:
Der Verfasser zeigt, daß diese Seuche eine böse Gewohnheit, und schwer auszurotten sey, daß Zwangsmittel nicht hinreichend seyen, daß schwere Auflagen nicht helfen, daß sie von blinder Nachahmung entstehe, daß der Kaffe der Gesundheit schädlich sey, daß die Kaffeseuche die Zeit verderbe, die Faulheit vermehre, arm mache, das Brauwesen in Verfall bringe, Mangel an Holz und Silber verursache. Daß der Kaffe nicht nur im physischen und öconomischen, sondern auch im moralischen Verstande schädlich sey, indem er verführerisch ist, den Hochmuth, Müßiggang, die Verschwendung und Verleumdung befördere und unterhielt.
Er beleuchtet hierauf die dagegen gesuchten Entschuldigungen und gemachten Einwürfe, da man glaubt, daß man mäßig sey, daß man nicht gleich krank davon werde, daß der Kaffe die Verdauung befördere, die Kopfschmerzen vertreibe (und warum sollte er dieses nicht bey einzelnen Constitutionen bewirken?), Nahrung gebe, daß man Zeitvertreib habe, und daß er zum Wohlstand gehöre. Als Mittel gegen die Kaffeseuche empfiehlt er den Gebrauch einländischer Erfrischungen. (...) Bey der Versammlung der Kön. Churfürstl. Landwirthschaftsgesellschaft zu Celle, den 26. May 1776 wurden fünf Auf(s)gaben, den Kaffe betreffend, vorgelegt, welche Hr. Superintendent Reß in seiner Sammlung einiger kleinen, größtentheils landwirthschaftlicher Aufsätze, Leipzig 1780, S.177 ff. folgendermaßen gründlich beantwortet.
Frage: Was hat der jetzige häufige Gebrauch des Kaffe`s für merkliche und sichtbare Veränderungen in dem öconomischen Zustande der Menschen bisher bewirkt?
Antwort: Er hat 1.) manchen neuen Aufwand verursacht und zwar: (gekürzt)
a) den Ankauf des Porcellans
b) Die auch ganz neue Vermehrung des Hausraths durch das übrige Kaffegeschirr
c) Die Anlegung der Besuchszimmer
d) Die Ausgabe endlich für den Kaffe und dessen Zubehör selbst
2. Nachmittagsbesuche sind öfter geworden und länger, selbst Mode dafür
S. 612
Im zweyten Theile seines Archivs beweiset Schlettwein, daß die Einschränkungen und Verbote des Kaffeverbrauchs die Länder, anstatt sie
zu beglücken, immer tiefer ins Elend stürzen.
S. 615
Kaffehaus
Ein Haus, worinnen Kaffe verschenkt wird. Dergleichen Häuser sind nach und nach, so wie das Kaffegetränk bekannt wurde, angelegt worden. Wenn sie eine gute Einrichtung haben, sind sie eine ebenso nützliche Anstalt als Gasthöfe. (...) Wenn sie hingegen keine gute Einrichtung haben, wenn sie sich selbst überlassen werden, können sie auch zu den schändlichsten Schlupfwinkeln werden, wo ein liederliches und ärgerliches Leben geführt, Betrug und Bosheit ausgeübt, und insonderheit die Jugend sehr verführt, und zu allerley Ausschweifungen angewiesen wird. Man sieht daher leicht ein, was für ein wichtiger Gegenstand der Policey Kaffehäuser sind.
S. 616
Endlich muß die Policey die Kaffeehäuser in beständiger guter Aufsicht behalten, und dafür sorgen, daß dem Reglement nachgelebt werde.
Sie muß sie zu dem Ende öfters unvermuthet untersuchen, dergleichen Untersuchungen aber nicht bloß den Gerichtsdiesern anvertrauen.
Die geringste Übertretung des Reglements ist nicht ungeahndet zu lassen.
Blancardus, Stephan, Phil. und Med. Doct. zu Amsterdam, Haustus polichestri, Hamburg 1705
S. 4
Gewiß/ die Schuld liegt ebensowenig am Thee oder Coffee & c., als hier an der Sonne...
S. 105
Es ist kaum 40 Jahr, daß man diesen Tranck bey uns gebrauchet hat/ ja es ist nicht über 20 Jahr/ daß diese Bohnen andern Ausländern/
die in der Türckey/ und da herum verkehret haben/ bekandt worden. Allein weil unsere Nation/ vor andern allen/ etwas neues aufzuspüren
unersättlich ist/ so ist dieser Tranck von Zeit zu Zeit so gemein worden/ daß man itzt die Coffee- Häuser überall so von Menschen angefüllet
siehet/ daß sie ausgepfropffet zu seyn scheinen. Selbst in Engelland da der Coffee sehr gemein ist/ und vor ein tägliches Tractament
passieret/ ist es über 50 Jahr nicht bekandt gewesen.
S. 133
Den das viele einsauffen des Bieres/ und des Weines verderbet nicht allein den Leib/ sondern auch die Seel/ den Verstand/ und alles
was ein Mensch hat.Drum so trincket lieber ihr Herren und Freunde/ trincket lieber ein Köpchen Coffee; denn so seyd ihr ausser Furcht/
durch den Tranck eine Kranckheit in euren Leib einzuführen:Trincket sag ich Coffee: denn er machet einen behenden Verstand/ und beweget
die Werckzeuge der Seele auffs fertigste: Trincket Coffee: denn er beschirmt unser Blut von allem Verderben/ er reinigt es. Kurtz der Coffee
ist so kräftig/ daß meine Feder nicht fähig ist/ alles was er uns verrichtet/ zu beschreiben.
Zum Tabak – S. 191
Anleitung zum Rauchen, nicht Schlucken!
S. 192
Der Vortheil/ den man bey dem Rauchen des Tabacks hat/ ist unvergleichlich groß. Denn wenn man etwas hohes ausspeculieren/ Wahrheiten
suchen/ der Tugend/ und Wissenschafften nachdencken will/ so giebet einen dazu die beste Gelegenheit ein Pfeifchen Taback. Nemlich
er erleuchtet den Verstand/ er erwecket die Geister/ er beweget die Werckzeuge der Sinnen/ und machet den Leib geschickt/ der Seelen
zu dienen. Dieses alles thut der Taback/ dieses würcket der liebliche Rauch/ und beschämen dabey diejenigen/ die sich unterstehen dieses
Kraut zu verachten.
Über Heilwirkung: Von der Krafft des Tabacks im Menschlichen Leibe: Gegen Wassersucht, Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Heiserkeit, für Augenkrafft, Gehör, Magen
S. 203
Itzo ist die Welt etwas klüger worden/ und hat sich die Zahl der Tabacksfeinde ziemlich gemindert. Denn heutigen Tags redet man nicht
mehr von Taback mit solcher Bitterkeit als vorhin. Vorzeiten mußte dieses ein rechter Ertz- Debauchant seyn, der Taback rauchete: Allein
ist es gut/ daß die Welt diese Narrheit hat erkennen lernen/und nun weiß/ daß die Debauche nicht vom Taback komme/ auch nicht incompatibel
sey/ Ehelich seyn/ und Taback rauchen.
S. 205
So wird es gnug seyn mit wenigem zu sagen/ daß der Taback gut sey in der Hertzens- Angst/ Haupt- Pein/ Unlustigkeit/ Schlafsucht/ Scorbutschen
Unberührlichkeit/ in Augen-Schmertzen/ Stein-Schmertzen/ Colic/ Gicht/ in Blattern/ in Entzündungen/ Magerkeit/ allzugroßer Fettigkeit/
Winden/ Würmern etc.
Danach. Aufruf: Frauen sollen Taback rauchen, er denkt aus Mode bisher nicht, aber sicherlich heimlich.
Misocapnus: Rauch- und Schmauch- Fehder oder Toback- Feind, das ist Des allergelehrtesten Monarchen von
Engel- Schott und Irrland Jacobi, Königsspiel/ Vom Mißbrauch des Tobacksauffens.
Deme dann außeinerley Innhalt beygefüget: M. Adami Olearii Ascanii Fürstl. Holst. Vordessen in Persien gesendeten Bibliothecarii,
Leipzig 1652
Sein auß dem Himmel zu Gottes Boden und denen rauchigen Mohren sambt anderen Barbarischen Unholden verworffener und verbanneter/ von denen Albern Affen aber auff- und angenommener/ jedoch stets ab- und ungeschmackter Toback-Schmauss
Wer hegt Vernunfft und folgt der klugen Götter Sinnen
Der heg auch das Gehirn und laß es nicht zerinnen
Schmeiß Rauch und Schmauch von sich/ und sprech:
Der nicht mit mir bekent/ diß Kraut das heist Thue-wegk
Vorrede
Also ist auch in Städten und Gemeinden unter denen Lastern nichts so geringschätzig/ welches/ ob es von denen Gesetzen gleich nicht
öffentlich verbotten/
Dennoch aber von jeden wohlmeinenden Patrioten durch Entdeckung des Irrthumbs und kräftige Widerrathung in zeiten zu curiren ist/ damit es nicht zu großen Landschaden ausschlage.
Dahero und dieweil meines Erachtens jetziger Zeit nichts verderblichers bey allen Völckern/ als der gar zu gemeine und stetige Gebrauch des Tobacks ist/ der bey uns so heftig eingerissen und überhand genommen/ daß es auch einem Könige nicht zu frembde noch zu geringe oder zu veracht fallen und deuchten soll/ diesen so abgeschmackten Gebrauch und böse Gewohnheit bey der Musse zustriegeln/ ob wohl die Besserung/ und daß man die närrischen Leute durch wichtige Ursachen und motiven bereden sollte/ mehr zu wünschen als zu hoffen ist...
1. Seite nach Vorrede (keine Seitenzahlen)
Königlicher Rauch und Schmauch-Feindt/ des Tobacks
Damit nun die Geringschätzigkeit dieses rauchrigen Gebrauchs desto mehr erhelle/ muß für allen Dingen desselben kindischer Ursprung entdeckt werden; auß was Ursachen zuerst in unsere Lande solche Gewohnheit eingeführet worden sey.
Dann gleich wie bey jeden unpartheyischen/ billigen und vernünfftigen Urtheilsfellerjeder Dinge dasjenige Vornehmen und gebräuchliches Herkommen billich ein gutes Lob verdienet/ welches nemlich die Erbarkeit/ Gottseligkeit und Nothwendigkeit verursachet/ auch fürnehme/ ansehnliche/ fromme und fürsichtige berühmbte Leute den Anfang darzu gemacht:
Also tragen hingegen nicht unbillich ein Schand- Brandmahl die jenigen Gebräuche/ welche von Unehren entspünnen/ von Unmenschen herkommen/ und alleine auß Begierde zur Newerung eingerissen seynd. Nun ists ein rechter unächtiger und unerbarer Ursprung/ der den Toback den bäwrischen Leuten zuerst bekandt und hernach unter uns offenbar und gemein gemacht/
Es seynd aber mancherley diese Krauts Namen nach denen Oertern/ wo es wächset/ doch wird selbiges bey den meisten Völckern in America mit dem gemeinen Toback Namen gepriesen. Wie sehr nun selbige Leute theil wegen des Himmels dürrenden Hitze/ theils wegen ihrer verbrandten Leibes Constitution zum Venusbocken leichtlich entzündet werden/ und derhalben diesen angezündeten Tobackschmauch als ihr gewöhnlich antidotum und Artzney darwidergebrauchen/ ist männiglichen bekandt. Demnach etzliche daselbst mit solcher Seuche behaffte Frantzöser von dorte wieder in Europam angelanget/ damit sie nit nur mit solcher abschewlichen und ansteckenden Kranckheit die Christenheit in der gantzen Welt beflecken /welches ihnen nicht gnug ware) haben sie zum überflusse dieses stinckichte Räucherwerck auch andern mitgetheilet daß also derer beyder Giffte Uhrheber einens nemlich mit dem andern vertrieben.
Bedencket nun meine Lands Leute und Unterthanen/ ob es uns anstehe in einer so abschewlichen Sachen der Barbarischen Unholden Affen zuwerden/ da wir nicht gerne Frantzösische Sitten annehmen/ die doch das erste Christliche Reich gehabt; Wie wir auch nicht der Spanier Hochtrabenheit vertragen mügen/ welche man billich der Türcken Hoheit nachahmende nennen könnte.
Ist endlichen der lange und von allen Glückgütern überfliessende Friede und unser Soldaten Ruhm/ dessen sich unsere Nachbarn so offte zu ihrem Schutz gebraucht/ da wir ihrer Hülffe nie bedürfft/ hierzu außgeschlagen? Ist es mit unsern höfflichen Wandel dahin gekommen/ daß wir hindan gesetzet alle Scham/ das wilde americanische Vieh/ der Spanier Sclaven für unsere Zucht und Sitten meister annehmen sollen? Wenn wir nach dieser Schulmeister Köpffe Klugheit lernen sollen/ warumb halten wir denn nicht auch auff bunde Federn über Gold/ und auff zerbrochenen Spiegelglass für Edelsteine? Warumb gehen wir nicht auch nacket/ und beten nach ihrem Exempel den Teuffel an? Warumb nehmen wir nicht auch ihre andere ungeschickte Sitten und Gebräuche an/ zu welchen die unweisen Leute nichts als die ungezogenen Barbarey beredt und verführet hat. (...) dahero unsere nechste Sorge seyn soll/ wie wir mögen erweisen/ daß der Toback Gebrauch so schädlich/ als schädlich sein Ursprung sey. (...), dieweil ihr dieses Rauches Stanck zu seyn ermesset/ als schliesset ihr stracks daß der Toback für allen andern Sachen dem Gehirn sehr gut und bequem sey müsse.
Aussage Hitze sei schlecht für Gehirn, da Gehirn feucht und kühl – S. 7 (eigene Zählung)
So viel aber die Kräffte des Tobacks betrifft so sag ich nein darzu/ daß man solche nur wegen ihrer Wärme und Trückne schätzen und
beobachten musse, sondern vielmehr wegen ihrer gifftigen Qualität/ deren dann eine verbrandte und heßliche Schärffe mit anhenget.
S. 20 (eigene Zählung)
Wenn er aber in dieser bestialischen Gewohnheit wohlgeübet worden/ so ist er viel sorgfältiger wie er seine Mässigkeit ersäuffe/ als
ein nüchterner Mensch/ wie er seinen Durst lesche?
Also und ebenmessig hengen unsere Leute erst zwischen des schändlichen und stinckichten Blats ungewöhnlichen Gebrauch/ dem sie bald hernach mit solcher Hartneckigkeit anhengen/ daß sie sich ehe von ihren allerliebsten Sachen/ als von dieser Pestilentzgrube abhalten und abreissen lassen sollten. Und doch schreiben sie diese ihre unvernünfftige Kranckheit der zauberischen Gewalt dieses Krauts zu.
Klage über Geldausgabe
Hierzu kömbt noch das dritte und grösseste Laster/ die unsagliche grosse injurie und Unrecht so sie ihrem Könige und Vaterlande zufügen.
Wie sehr aber ewre Patrimonial-Güter ihr wohlgebohrnen und adelichen Jünglinge/ durch diesen Dampff in Rauch auffgehen. Wie weit besser
wehre es/ daß man gar kein Geld hette/ als selbiges auf solchen Gebrauch verwendete.
Albernheit, Taktlosigkeit, Ekel – Gedicht zum Schluß, Götter, ganz am Ende:
Je nun/ so schmeuchet doch und stencket allzusammen/
So lange ihr nur wollt/ und haltets mit den Flammen
Ich halte es mit Bier/ und mit dem klaren Wein/
Und lasse den Toback euch ewr Geträncke seyn.
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