DrogenGenussKultur |
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Wirkstoffgehalte und Preise von Ecstasy, Kokain, Speed und Cannabis |
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1. EcstasyDie Wirkstoffmenge von Ecstasy (MDMA, 3,4-Methylendioxymethylamphetamin) wird manchmal als freie Base und manchmal als Hydrochlorid (HCl-Salz) angegeben. Die meisten Phenylalkylamine wie MDMA, MDE und MBDB werden jedoch als HCl-Salz auf den Markt gebracht, da das freie Amin meistens nicht wasserlöslich ist und zudem einer schnelleren Zersetzung unterliegt. Dosierungen bezüglich Ecstasy werden in der Literatur fast durchgehend als Hydrochlorid angegeben. Als Faustregel gilt bei MDMA ein oberer Grenzwert von 1,5 Milligramm pro Kilo Körpergewicht für Männer und 1,3 Milligramm pro Kilo Körpergewicht für Frauen. Je nach Konstitution und Gewöhnung des Konsumenten kann eine Überschreitung dieser Grenzwerte zu einer Überdosierung mit unangenehmen Folgen für die Befindlichkeit führen. Die in der Regel zu angenehmen Empfindungen führenden Dosierungen liegen etwa 10 bis 20 Prozent unterhalb dieser Grenzwerte. Bei Konsum von Ecstasy sind auch bei Einhaltung der Angaben zur Dosierung Risiken und Nebenwirkungen nicht gänzlich auszuschließen, dies gilt insbesondere bei Mischkonsum.
1.1. Ecstasypillen oft überdosiertIn Deutschland hat der Wirkstoffgehalt in Ecstasytabletten in den letzten Jahren massiv zugenommen. Im Jahr 2006 enthielten in Deutschland die
untersuchten Proben im Schnitt 57 Milligramm MDMA-HCl (HCl = Hydrochlorid). Im Jahr 2023 waren es 146 Milligramm, also enthielten die Pillen 2023 weit mehr als doppelt
so viel Wirkstoff wie 2006. 1
Graphik 1: Durchschnittlicher MDMA-HCL-Gehalt in Ecstasytabletten in Deutschland und in der Schweiz Der Wirkstoffgehalt in Ecstasytabletten wird in Deutschland vom Bundeskriminalamt (BKA) und von der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) stets in MDMA-Base angegeben. Die Daten für Deutschland wurden hier für die bessere Vergleichbarkeit von MDMA-Base in MDMA-HCl umgerechnet. Der Umrechnungsfaktor beträgt 1 zu 1,189. Ecstasytabletten, die mehr als 120 Milligramm Wirkstoff enthalten, gelten als hochdosiert, Tabletten mit mehr als 200 Milligramm Wirkstoff als extrem hochdosiert. Im Jahr 2023 enthielten 83,9 Prozent aller in Zürich in der Schweiz getesteten Ecstasytabletten mehr als 120 Milligramm Wirkstoff. Und 19,1 Prozent der getesteten Pillen enthielten im Jahr 2023 mehr als 200 Milligramm Wirkstoff, waren also extrem hoch dosiert. Vor fünfzehn Jahren enthielt keine einzige Pille soviel Wirkstoff. Die 260 kristallinen MDMA-Proben, die 2023 in Zürich analysiert wurden, enthielten durchschnittlich 90,0 Prozent MDMA-HCl. Der durchschnittliche Wirkstoffgehalt bei kristallinem MDMA ist über die Jahre ziemlich konstant.
Graphik 2:Anteil Ecstasytabletten mit mehr als 120 Milligramm MDMA-HCL Gemäß Analysen von Safer Party enthielten in Zürich in den Jahren 2007 bis 2009 etwa 60 Prozent der untersuchten Ecstasytabletten weniger als 80 Milligramm Wirkstoff. In den letzten Jahren waren es nur etwa fünf Prozent der Proben, die so wenig Wirkstoff enthielten. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung in den letzten Jahren.
Graphik 3: Entwicklung MDMA-Gehalt in Ecstasy-Tabletten in Milligramm, 2007 bis 2023, gruppiert In den Niederlanden lag der Wirkstoffgehalt von Ecstasytabletten im letzten Jahr etwa gleich hoch wie in der Schweiz. Im Jahr 2023 enthielten in
den Niederlanden die untersuchten Proben im Schnitt 138 mg MDMA als Base berechnet, das sind 164 Milligramm MDMA-HCl. 4
1.2. Reinheit der EcstasytablettenIm Jahr 2009 enthielten nur 36,7 Prozent der untersuchten Pillen in Zürich ausschließlich den Wirkstoff MDMA. Im Jahr 2023 enthielten 94,5 Prozent
der als MDMA deklarierten Proben neben MDMA keine weiteren pharmakologisch wirksamen Substanzen. Insgesamt enthielten 4,9 Prozent der untersuchten Tabletten eine
unerwartete pharmakologisch wirksame Substanz. 2 Proben (0,6 Prozent) enthielten keine pharmakologisch wirksame Substanz. Im Vergleich zum Jahr 2022 ging die Anzahl
Pillen mit Syntheseverunreinigungen und Pillen mit Koffein im Jahr 2023 in Zürich deutlich zurück. Die Anzahl Pillen mit Syntheseverunreinigungen sank von 4,7 Prozent auf
1,6 Prozent, die Anzahl Pillen mit Koffein von 3,7 Prozent auf 1,3 Prozent. Drei Proben (1 Prozent der Proben) war mit Amphetamin verunreinigt. 5 In den Niederlanden enthielten 5,0 Prozent der Ecstasytabletten Koffein und 1,9 Prozent Amphetamin. Zudem ist in den Niederlanden zu beachten, dass
dort viele Pillen, die 2C-B (4-Brom-2,5-dimethoxyphenylethylamin) enthalten, im Umlauf sind. Von den im Jahr 2023 zur Analyse gebrachten Proben wurden 5,8 Prozent als
2C-B eingereicht. Die untersuchten Proben enthielten im Schnitt 11 bis 12 Milligramm 2C-B-Hydrochlorid. 6 2C-B (4-Brom-2,5-dimethoxyphenylethylamin) ist ein Psychostimulans mit halluzinogener und stark aphrodisischer Wirkung. Medizinisch wurde 2C-B in diversen Ländern als Aphrodisiakum in Dosierungen zwischen 5 bis 20 Milligramm eingesetzt. Die handelsüblichen Tabletten hatten 5 Milligramm Wirkstoff. 2C-B hat auch eine halluzinogene und entaktogene Wirkung. Die Wirkungsdauer beträgt je nach Dosierung etwa 4 bis 8 Stunden. Es wird viel über die Kombination von MDMA und 2C-B berichtet. Dabei ist zu beachten, dass die gleichzeitige Einnahme von beiden Substanzen leicht zu Verwirrungen führen kann. 2C-B entwickelt die besten Eigenschaften in Kombination mit MDMA, wenn 2C-B etwa fünf bis sechs Stunden nach der Einnahme von MDMA appliziert wird, also dann, wenn die MDMA-Wirkung langsam nachzulassen beginnt. Die umgekehrte Reihenfolge wird von vielen Probanden eher als unangenehm beschrieben. In Wien enthielten 88 Prozent der 382 im Jahr 2023 analysierten Ecstasytabletten ausschließlich den Wirkstoff MDMA. Von den analysierten 207 Proben
mit MDMA-Pulver und MDMA-Kristallen enthielten 92 Prozent ausschließlich den erwarteten Wirkstoff MDMA. Der durchschnittliche Gehalt an MDMA-HCl lag bei den untersuchten
Proben bei 927 Milligramm pro Gramm. 7
Graphik 4: Anteil reiner Proben von MDMA-Pillen (Ecstasytabletten) und von MDMA in kristalliner Form
1.3. Preisentwicklung von Ecstasy im StraßenhandelIm Jahr 2023 kostete eine Ecstasytablette im Straßenhandel in Deutschland durchschnittlich etwa 7,80 Euro, das sind 1,3 Prozent mehr als im Vorjahr.
Im Jahr 2006 wie auch in den Jahren 2009 bis 2011 lag der durchschnittliche Preis jeweils bei etwa 6,60 Euro. Seit dieser Zeit ist der durchschnittliche Pillenpreis um 18
Prozent gestiegen. In den Niederlanden kostete im Jahr 2023 eine Ecstasytablette im Schnitt 4,12 Euro. Der Durchschnittspreis ist in den letzten fünf Jahren nahezu konstant
geblieben. Ein Gramm MDMA-HCl in Puderform (zerriebene Kristalle) kostet in den Niederlanden seit Jahren im Schnitt zwischen 20,00 Euro und 23,00 Euro – im Jahr 2023 lag
der Preis bei durchschnittlich 22,88 Euro. Ein Gramm MDMA-HCl ergibt acht Portionen à 125 Milligramm. Das macht pro Portion etwa 2,86 Euro. 8
Graphik 5: Durchschnittliche Preise in Euro für Ecstasytabletten in Deutschland Bezogen auf den Wirkstoffgehalt sind die Preise nicht gestiegen, sondern in den Jahren 2006 bis 2018 massiv gefallen. Kosteten im Straßenhandel 100 mg MDMA-HCl im Jahr 2006 noch durchschnittlich 11,58 Euro, so waren es 2018 nur noch 4,38 Euro. Inzwischen ist der Preis wieder leicht angestiegen und lag 2023 bei 5,34 Euro pro 100 mg MDMA-HCl. Auch im Vergleich zu den 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ist ein deutlicher Preisrückgang festzustellen. Der Preis für 100 mg MDMA-HCl in Pillen lag damals bei etwa 11,50 Euro und somit etwa gleich hoch wie zehn Jahre später.
Graphik 6: Ecstasypreise in Deutschland bezogen auf den effektives Wirkstoffgehalt Vergleicht man die Entwicklung der Bierpreise auf dem Oktoberfest in München von 1996 bis heute mit den Preisen von MDMA-HCl auf dem Schwarzmarkt,
dann stellt man fest, dass sich die Bierpreise in dieser Zeit weit mehr als verdoppelt haben während die Preise für MDMA-HCl sich im gleichen Zeitraum etwa halbiert haben.
Im Jahr 1996 kostete eine Maß Bier auf dem Oktoberfest zwischen 9,80 DM und 10,50 DM, im Schnitt also 10,15 DM oder umgerechnet etwa 5,08 Euro. Im Jahr 2023 kostete eine Maß
Bier auf dem Oktoberfest zwischen 12,60 Euro und 14,90 Euro, im Schnitt also 13,75 Euro. Dies entspricht einer Preissteigerung von 171 Prozent. 9
1.4. Ephylon-WarnungIn Frankreich und England wird vermehrt vor Ephylon (N-Ethylpentylon, β-keto-ethylbenzodioxolylpentanamin, βk-ethyl-K, βk-EBDP). Es wird
seitens der Organisation Techno+ in Paris von größeren Problemen und Todesfällen berichtet. Auch die Organisation The Loop berichtete vom Auftauchen dieser Substanz in kristalliner Form
auf dem Boomtown Festival und warnte eindringlich vor dem Konsum. Mittels Drug-Checking können Pillen, die statt des erwarteten Stoffes (z.B. MDMA) eine andere Substanz enthalten
(z.B. Ephylon), ausfindig gemacht werden. Drug-Checking ist eine effektive Interventionsstrategie zur Schadensminderung. Weitere Informationen zum Drug-Checking in Europa findet man
in den Berichten von der internationalen und interdisziplinären Konferenz reduse 2018 in Wien. 10 Aktuelle Pillenwarnungen findet man im deutschsprachigen Raum auf den Webseiten von Saferparty in Zürich (wird jeden Freitag am späten Nachmittag aktualisiert),
Checkit! in Wien (wird nach jedem vor Ort Drug-Checking aktualisiert) und Drogenarbeit Z6 in Innsbruck (wird nach Bedarf aktualisiert, meistens zweimal pro Monat). Safer-Use-Hinweise
zum Ecstasygebrauch siehe: Fachinformation: Ecstasy. 11
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