DrogenGenussKultur |
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Wirkstoffgehalte und Preise von Ecstasy, Kokain, Speed und Cannabis |
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1. EcstasyDie Wirkstoffmenge von Ecstasy (MDMA, 3,4-Methylendioxymethylamphetamin) wird manchmal als freie Base und manchmal als Hydrochlorid (HCl-Salz) angegeben. Die meisten Phenylalkylamine wie MDMA, MDE und MBDB werden jedoch als HCl-Salz auf den Markt gebracht, da das freie Amin meistens nicht wasserlöslich ist und zudem einer schnelleren Zersetzung unterliegt. Dosierungen bezüglich Ecstasy werden in der Literatur fast durchgehend als Hydrochlorid angegeben. Als Faustregel gilt bei MDMA ein oberer Grenzwert von 1,5 Milligramm pro Kilo Körpergewicht für Männer und 1,3 Milligramm pro Kilo Körpergewicht für Frauen. Je nach Konstitution und Gewöhnung des Konsumenten kann eine Überschreitung dieser Grenzwerte zu einer Überdosierung mit unangenehmen Folgen für die Befindlichkeit führen. Die in der Regel zu angenehmen Empfindungen führenden Dosierungen liegen etwa 10 bis 20 Prozent unterhalb dieser Grenzwerte. Bei Konsum von Ecstasy sind auch bei Einhaltung der Angaben zur Dosierung Risiken und Nebenwirkungen nicht gänzlich auszuschließen, dies gilt insbesondere bei Mischkonsum.
1.1. Mehr Wirkstoff als je zuvor in EcstasypillenIn Deutschland hat der Wirkstoffgehalt in Ecstasytabletten in den letzten Jahren massiv zugenommen. Im Jahr 2006 enthielten in Deutschland die untersuchten Proben im Schnitt 57 Milligramm MDMA-HCl (HCl = Hydrochlorid). Im Jahr 2021 waren es 166 Milligramm, also enthielten die Pillen 2021 etwa als dreimal so viel Wirkstoff wie 2006. 1 Auch die neuesten Ergebnisse der Analysen aus der Schweiz bestätigen den in ganz Europa zu beobachtenden Trend. Im Jahr 2021 enthielten die Ecstasytabletten durchschnittlich 175,4 Milligramm MDMA-HCl, 6,2 Prozent weniger als im Vorjahr und weit mehr als das Doppelte als vor fünfzehn Jahren. 2 Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung in Deutschland seit 1995 sowie in der Schweiz seit 2007.
Graphik 1: Durchschnittlicher MDMA-HCL-Gehalt in Ecstasytabletten in Deutschland und in der Schweiz Der Wirkstoffgehalt in Ecstasytabletten wird in Deutschland vom Bundeskriminalamt (BKA) und von der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) stets in MDMA-Base angegeben. Die Daten für Deutschland wurden hier für die bessere Vergleichbarkeit von MDMA-Base in MDMA-HCl umgerechnet. Der Umrechnungsfaktor beträgt 1 zu 1,189. Ecstasytabletten, die mehr als 120 Milligramm Wirkstoff enthalten, gelten als hochdosiert, Tabletten mit mehr als 200 Milligramm Wirkstoff als extrem hochdosiert. Im Jahr 2021 enthielten 86,4 Prozent aller in Zürich in der Schweiz getesteten Ecstasytabletten mehr als 120 Milligramm Wirkstoff. Und 26,1 Prozent der getesteten Pillen enthielten im Jahr 2021 mehr als 200 Milligramm Wirkstoff, waren also extrem hoch dosiert. Vor fünfzehn Jahren enthielt keine einzige Pille soviel Wirkstoff. Die kristallinen MDMA-Proben, die 2021 analysiert wurden, enthielten durchschnittlich 90,8 Prozent MDMA-HCl.
Graphik 2:Anteil Ecstasytabletten mit mehr als 120 Milligramm MDMA-HCL Gemäß Analysen von Safer Party enthielten in Zürich in den Jahren 2007 bis 2009 etwa 60 Prozent der untersuchten Ecstasytabletten weniger als 80 Milligramm Wirkstoff. In den letzten Jahren waren es nur knapp fünf Prozent der Proben, die so wenig Wirkstoff enthielten. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung in den letzten 10 Jahren.
Graphik 3: Entwicklung MDMA-Gehalt in Ecstasy-Tabletten in Milligramm, 2007 bis 2021, gruppiert Auch in den Niederlanden stieg der Wirkstoffgehalt von Ecstasytabletten in den letzten Jahren massiv an. Im Jahr 2021 enthielten in den Niederlanden die untersuchten Proben im Schnitt 148 mg MDMA als Base berechnet, das sind 176 Milligramm MDMA-HCl. Etwa jede vierte Pille, die getestet wurde, enthielt mehr als 200 Milligramm MDMA-HCl. Quelle: Nationale Drug Monitor 2022. 3
1.2. Reinheit der Ecstasytabletten2021 enthielten 11,4 Prozent der in der Schweiz analysierten Ecstasytabletten neben oder anstelle von MDMA mindestens eine weitere manchmal unerwartete pharmakologisch wirksame Substanz. Dabei handelt es sich unter anderem um Falschdeklarationen, pharmakologisch wirksame Streckmittel und/oder Syntheseverunreinigungen. Eine davon enthielt nur den Wirkstoff 2C-B (4-Bromo-2,5-dimetoxyphenethylamin). 2019 enthielten noch 8,6 Prozent der in Zürich abgegebenen Ecstasytabletten den Wirkstoff 2C-B; durchschnittlich waren damals 13,3 Milligramm 2C-B in den Tabletten enthalten. Die meisten 2C-B Tabletten wurden als 2C-B deklariert zur Analyse abgegeben. Da jedoch oftmals die gleichen Logos wie bei Ecstasytabletten mit MDMA verwendet werden, besteht ein Risiko für Verwechslungen. Deshalb wurden alle 2C-B Tabletten in die MDMA Auswertung miteinbezogen. In diesen Fällen handelt es sich somit nicht um Falschdeklarationen. 4 2C-B ist ein Psychostimulans mit halluzinogener und stark aphrodisischer Wirkung. Medizinisch wurde 2C-B in diversen Ländern als Aphrodisiakum in Dosierungen zwischen 5 bis 20 Milligramm eingesetzt. Die handelsüblichen Tabletten hatten 5 Milligramm Wirkstoff. 2C-B hat auch eine halluzinogene und entaktogene Wirkung. Die Wirkungsdauer beträgt je nach Dosierung etwa 4 bis 8 Stunden. Es wird viel über die Kombination von MDMA und 2C-B berichtet. Dabei ist zu beachten, dass die gleichzeitige Einnahme von beiden Substanzen leicht zu Verwirrungen führen kann. 2C-B entwickelt die besten Eigenschaften in Kombination mit MDMA, wenn 2C-B etwa fünf bis sechs Stunden nach der Einnahme von MDMA appliziert wird, also dann, wenn die MDMA-Wirkung langsam nachzulassen beginnt. Die umgekehrte Reihenfolge wird von vielen Probanden eher als unangenehm beschrieben. Im Jahr 2009 enthielten nur 36,7 Prozent der untersuchten Pillen in Zürich ausschließlich den Wirkstoff MDMA, im Jahr 2021 waren es 88,6 Prozent; und wenn man die als 2C-B deklarierten Pillen herausrechnet, waren es sogar 90 Prozent. Auch in Österreich ist ein Trend zu einem höheren Anteil von Pillen die ausschließlich den Wirkstoff MDMA enthalten zu beobachten. Enthielten im Jahr 2011 nur 28,7 Prozent der untersuchten Ecstasytabletten ausschließlich den Wirkstoff MDMA, so waren es 2021 ganze 87 Prozent. Im Jahr 2021 enthielten in Wien 95 Prozent der MDMA-Proben in kristalliner Form ausschließlich den Wirkstoff MDMA. Wie in der folgenden Grafik zu sehen ist, unterliegt der MDMA-Gehalt weiterhin Schwankungen, jedoch auf relativ hohem Niveau. So enthielten 2021 gut 88 Prozent der Proben 900 mg/g MDMA-Hcl, was im Verglich zum Vorjahr wieder einen leichten Anstieg bedeutet. 5
Graphik 4: Anteil reiner Proben von MDMA-Pillen (Ecstasytabletten) und von MDMA in kristalliner Form Der Reinheitsgehalt von MDMA in kristalliner Form stieg in Wien von 78 Prozent im Jahr 2013 auf 95 Prozent im Jahr 2021.
1.3. Preisentwicklung von Ecstasy im StraßenhandelIm Jahr 2021 kostete eine Ecstasytablette im Straßenhandel in Deutschland durchschnittlich etwa 7,70 Euro, das sind 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Jahr 2006 wie auch in den Jahren 2009 bis 2011 lag der durchschnittliche Preis jeweils bei etwa 6,60 Euro. Seit dieser Zeit ist der durchschnittliche Pillenpreis um 17 Prozent gestiegen. Im Vergleich zu den 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ist der Preis jedoch gefallen. Mitte der 90er Jahre kostete eine Ecstasypille im Straßenhandel in Berlin 20 DM (Deutsche Mark), umgerechnet also etwa 10 Euro. Seit dieser Zeit ist der Pillenpreis um etwa 23 Prozent gefallen. In den Niederlanden kostete im Jahr 2021 eine Ecstasytablette im Schnitt 4,20 Euro, das sind 10 Cent mehr als in den Vorjahren. Der Durchschnittspreis ist in den letzten fünf Jahren nahezu konstant geblieben. Ein Gramm MDMA-HCl in Puderform (zerriebene Kristalle) kostet in den Niederlanden seit Jahren im Schnitt zwischen 20,00 Euro und 21,00 Euro – im Jahr 2021 lag der Preis bei durchschnittlich 20,80 Euro. Ein Gramm MDMA-HCl ergibt acht Portionen à 125 Milligramm. Das macht pro Portion etwa 2,60 Euro.
Graphik 5: Durchschnittliche Preise in Euro für Ecstasytabletten in Deutschland Bezogen auf den Wirkstoffgehalt sind die Preise nicht gestiegen, sondern massiv gefallen. Kosteten im Straßenhandel 100 mg MDMA-HCl im Jahr 2006 noch durchschnittlich 11,58 Euro, so waren es 2021 nur noch 4,63 Euro. Das entspricht einem Preisrückgang um 60 Prozent. Auch im Vergleich zu den 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ist ein deutlicher Preisrückgang festzustellen. Im Bundesdurchschnitt enthielten die Ecstasypillen im Jahr 1996 etwa 87 mg MDMA-HCl und kosteten 20 DM oder umgerechnet etwa 10 Euro. Der Preis für 100 mg MDMA-HCl lag damals bei etwa 11,50 Euro und somit etwa gleich hoch wie zehn Jahre später.
Graphik 6: Ecstasypreise in Deutschland bezogen auf den effektives Wirkstoffgehalt Vergleicht man die Entwicklung der Bierpreise auf dem Oktoberfest in München von 1996 bis heute mit den Preisen von MDMA-HCl auf dem Schwarzmarkt, dann stellt man fest, dass sich die Bierpreise in dieser Zeit mehr als verdoppelt haben während die Preise für MDMA-HCl sich im gleichen Zeitraum mehr als halbiert haben. Im Jahr 1996 kostete eine Maß Bier auf dem Oktoberfest zwischen 9,80 DM und 10,50 DM, im Schnitt also 10,15 DM oder umgerechnet etwa 5,08 Euro. Im Jahr 2021 kostete eine Maß Bier auf dem Oktoberfest zwischen 12,80 Euro und 13,80 Euro, im Schnitt also 13,30 Euro. 6 Dies entspricht einer Preissteigerung von 162 Prozent.
1.4. Ephylon-WarnungIn Frankreich und England wird vermehrt vor Ephylon (N-Ethylpentylon, β-keto-ethylbenzodioxolylpentanamin, βk-ethyl-K, βk-EBDP). Es wird seitens der Organisation Techno+ in Paris von größeren Problemen und Todesfällen berichtet. Auch die Organisation The Loop berichtete vom Auftauchen dieser Substanz in kristalliner Form auf dem Boomtown Festival und warnte eindringlich vor dem Konsum. Mittels Drug-Checking können Pillen, die statt des erwarteten Stoffes (z.B. MDMA) eine andere Substanz enthalten (z.B. Ephylon), ausfindig gemacht werden. Drug-Checking ist eine effektive Interventionsstrategie zur Schadensminderung. Weitere Informationen zum Drug-Checking in Europa findet man in den Berichten von der internationalen und interdisziplinären Konferenz reduse 2018 in Wien. 7 Aktuelle Pillenwarnungen findet man im deutschsprachigen Raum auf den Webseiten von Saferparty in Zürich (wird jeden Freitag am späten Nachmittag aktualisiert),
Checkit! in Wien (wird nach jedem vor Ort Drug-Checking aktualisiert) und Drogenarbeit Z6 in Innsbruck (wird nach Bedarf aktualisiert, meistens zweimal pro Monat). Safer-Use-Hinweise
zum Ecstasygebrauch siehe: Fachinformation: Ecstasy. 8 Die Internetadressen (Uniform Resource Locator, URL) zu den Pillenwarnungen lauten:
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