6. Mischkonsum
Die Kombination zweier oder mehrerer psychoaktiver Substanzen innerhalb einer kurzen
Zeitspanne oder über den Zeitraum einer Nacht verteilt, kann sehr reizvoll, anregend und kommunikativ
sein, kann aber auch zu einer besonders starken Belastungsprobe für Körper und Psyche werden und
erhöht somit vor allem für unerfahrene Drogengebraucher die Gefahr unangenehmer Zwischenfälle. Es
gilt darum zuvor genau zu überlegen, was man sich vom gleichzeitigen Konsum mehrerer psychoaktiver
Substanzen unterschiedlicher Wirkungsart erhofft und ob die Effekte, die man für sich erwartet, das
Risiko, das man dabei eingeht, rechtfertigen. Die Wirkung, die eine Kombination zweier oder mehrerer
Substanzen auslösen kann, ist nicht immer im voraus einschätzbar und entspricht in der Regel nicht
der Summe der Einzelwirkungen aller eingenommenen Substanzen. Wenn man also trotz gesundheitlicher
Risiken und strafrechtlicher Gefahren mehr als nur eine oder zwei Substanzen an einem Abend einnimmt,
sollten - nicht nur aus Sicherheitsgründen - ein paar Freunde oder Bekannte wissen, was für Substanzen
genommen wurden. Bei einem Notfall können dann die Freunde einem durch diese Information nicht nur
schneller und effizienter helfen, sondern sie können sich auch ganz allgemein besser auf einen einstimmen
und gewisse Dinge gemeinsam mit einem erleben und genießen, die sonst sowohl ihnen wie auch einem
selbst vielleicht unerreichbar geblieben wären.
Wenn auf einer Party zahlreiche Besucher völlig verschiedene Kombinationen diverser
psychoaktiver Substanzen konsumieren, dann sind diese Besucher in der Folge ihrer voneinander abweichenden
Konsummuster sehr unterschiedlich drauf. Dadurch wird das Entstehen eines Gemeinschaftsgefühls bei
den Gästen dieser Party erschwert oder gänzlich verhindert. Parties, deren Gäste mehrheitlich unterschiedlichen
Konsummuster huldigen, sind deshalb kaum geeignet, die Partykultur essentiell zu bereichern oder
das Entstehen von "Partyfamilien" zu fördern. Demgegenüber sind Parties, deren Gäste mehrheitlich
ähnliche oder nahezu gleiche Konsumgepflogenheiten praktizieren, oft von einem starken Gemeinschaftsgefühl
geprägt. Die Geborgenheit in einer solchen Gemeinschaft ist eine gute Voraussetzung um sich beim
Feiern in die vollkommene Ekstase hineinzutanzen und Ekstasen dieser Art sind die Würze der Partykultur
und das Bindemittel der "Partyfamilien". Dies gilt zumindest, wenn hauptsächlich psychedelische und/oder
entaktogene Substanzen eingenommen werden.
Der Mischkonsum von Drogen ist weit verbreitet. Jeder Bürger, der zum Morgenkaffee
eine oder mehrere Zigaretten raucht, betreibt bereits gleich nach dem Aufstehen Mischkonsum von Drogen.
Geschäftsleute, die im Restaurant nach dem Essen zum Espresso einen Schnaps und eine Zigarette genießen,
betreiben Mischkonsum, auch wenn sie sich dessen nicht bewußt sind. Mischkonsum ist, selbst wenn
er unbewußt genossen wird, bei weitem nicht immer ein "hartes Konsummuster" und auch noch so abstruse
Behauptungen gewisser "Drogenberater" in dieser Richtung werden an dieser Tatsache nichts ändern.
Eine Drogenkultur in der vorzugsweise der Genuß von Drogen im Bewußtsein erfolgt, daß
die Droge nicht nur ein Genußmittel ist, sondern im wahrsten Sinne des Wortes ein Mittel zum Genuß
oder zur Steigerung der Genußfähigkeit, ist sicherlich einer Drogenkultur vorzuziehen, in der die
Genußmittel ohne dem Bewußtsein ihrer psychoaktiver Wirkung konsumiert werden. Ein bewußter, kontrollierter
und souveräner genußorientierter Drogenkonsum muß Schritt für Schritt erlernt werden. Grundlage eines
solchen Lernprozesses sind in erster Linie sachliche Informationen bezüglich angemessener Applikationstechniken
(Arten der Einnahmemöglichkeiten), bezüglich verträglicher Dosierungen und Kombinationen sowie bezüglich
unproblematischer Konsumsituationen und günstiger Bedingungen zum interaktiven Genuß der Rauschwirkung.
Ziel eines solchen Lernprozesses ist Drogenkompetenz.
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