DrogenGenussKultur |
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DrogenGenussKultur |
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Kaffe und Tabak aus kultur- und Sozialgeschichtlicher Sicht |
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Vorwort
Drogen sind ein Reizthema unserer Gesellschaft. Zumindest die Illegalen. Doch spätestens wenn man den Werbespruch "Wir machen Kinder stark gegen Sucht und Drogen" direkt neben einer Zigarettenwerbung findet, sollte man stutzig werden. Wenn heutzutage jemand eine Tasse Kaffee trinkt oder eine Zigarette raucht, wird kaum von Drogeneinnahme gesprochen. Dabei war alles einmal ganz anders... Als diese zwei Substanzen, die nach wissenschaftlichen Kriterien selbstverständlich als Drogen, noch dazu als nicht gerade ungefährliche Dogen, einzustufen sind, in Europa bekannt wurden, lösten sie die wohl größte Drogenkrise, -diskussion und auch -bekämpfung in der Geschichte aus. Die Verfolgung der Konsumenten und die Intensität der Repression in früheren Zeiten sind durchaus mit der heutigen Situation im Zusammenhang mit anderen Substanzen vergleichbar, wobei damals kaum jemand im Hanf oder Opium eine große Gefahr sah. Wie konnte es zu solch einer Wertumkehr kommen? Warum wurden bestimmte Drogen früher auf das Härteste verfolgt und warum gelten sie heute gar nicht mehr als solche? Wie konnten sich diese zwei Drogen dermaßen gut in die Gesellschaft integrieren? Solche und viele andere Fragen will diese Arbeit am Beispiel des Kaffees und Tabaks versuchen zu beantworten. Der Arbeit liegen zwei miteinander verbundene Hauptthesen zugrunde:
Der Autor ist der Meinung, daß das Wissen um die Vielgestaltigkeit und Multidimensionalität gerade in der heutigen Zeit, in der das Drogenproblem stark thematisiert wird, von immenser Bedeutung ist. Deswegen geht es in dieser Arbeit hauptsächlich um die Untersuchung der Sichtweisen und vor allem um die beispielhafte Veranschaulichung derselben. Die aufgezeigte mehrschichtige Perspektive stellt eine Grundlage dar, um die Probleme, die Drogen (respektive die Umgangsformen mit ihnen) verursachen, effektiv angehen zu können unter Berücksichtigung und Nutzung ihrer positiven Potentiale. Für professionelle Helfer ist dieses Wissen und das Bewußtsein darum von immenser Wichtigkeit bei der Entwicklung und Bewertung von neuen Strategien gegen gesundheitliche und soziale Schäden durch Drogenkonsum. Die historische Untersuchung der Integration des Kaffees und Tabaks bot sich an, da hier ein relativ abgeschlossener gesellschaftlichere Integrationsprozeß vorliegt. Kaffee und Tabak zählen zu den wohl am meisten in der Welt genutzten psychotropen Substanzen, die auch räumlich überall verbreitet sind und gleichzeitig einen überaus großen Wirtschaftsfaktor darstellen. Sie waren jedoch im größten Teil der Welt vor 500 Jahren noch gar nicht bekannt. Nach ihrem Bekanntwerden in Europa verbreitete sich ihr Gebrauch epedemieartig, was in der Folge zu einer breiten und äußerst kontovers geführten Diskussion in der damaligen Gesellschaft führte. Gleichzeitig versuchte man vielerorts durch Repression und verschiedenen anderen Maßnahmen den Konsum zu unterbinden oder wenigstens einzudämmen. Zudem tauchten nahezu zeitgleich mit dem Kaffee und dem Tabak auch noch andere Drogen wie Kakao und Tee auf, deren Problematik hier jedoch nicht behandelt wird. Kaffee und Tabak beeinflußten maßgeblich die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung und wurden zu prägenden Attributen im Alltag der Menschen als auch in der Kunst. Die historische Betrachtung in dieser Arbeit widmet sich zentral der Hauptzeit der gesellschaftlichen Integration von Kaffee und Tabak, dem 17. und 18. Jahrhundert. Zum Verständnis der Erläuterung der zeitlichen Bedingungen ist es allerdings nötig, auch das 15. und 16. Jahrhundert mit einzubeziehen. Räumlich gesehen steht bei dieser Untersuchung Europa im Mittelpunkt. Doch auch hier ist es nötig, wenn es der Zusammenhang der relevanten Ereignisse erfordert, weiter zu gehen. So spielt im Bezug auf den Kaffee der arabische Raum eine große Rolle, da hier der Kaffeekonsum nachhaltig geprägt wurde. Insbesondere kommt jedoch immer wieder die Situation in Deutschland zur Sprache, da eben auch betreffende Originalquellen in großer Zahl zur Verfügung standen. Da die Arbeit versucht, Zusammenhänge aufzuzeigen, muß dem auch die Gliederung gerecht werden. Der erste Komplex behandelt zum einen grundsätzliches zur historischen Betrachtung, zum anderen wird der pharmakologische Drogenbegriff vorgestellt wie auch die zwei Substanzen Kaffee und Tabak mit ihren Inhaltsstoffen und deren Wirkungen. Darüber hinaus erfolgt ein Überblick über die Geschichte der Verbreitung dieser Substanzen. [Kapitel 2: Kurze Beschreibung der psychotropen Substanzen Kaffe und Tabak; Kapitel 3: Die Wege der Drogen nach Europa] Im zweiten Komplex geht es um die inhaltliche Klärung und Beschreibung von kultureller Drogenintegration und der damit verbundenen vielschichtigen Bedeutsamkeit psychotroper Substanzen. In diesem Zusammenhang kommen die allgemeinen und speziellen zeitlichen Rahmenbedingungen der Integration von Kaffee und Tabak zur Sprache. [Kapitel 4: Gesellschaftlich-kulturelle Drogenintegration] Der dritte Komplex baut auf die zuvor angesprochenen Themen auf zum Zweck einer intensiven Analyse und präzisen Beschreibung der Drogenproblematik des Kaffees und des Tabaks im 17. und 18. Jahrhundert. [Kapitel 5: Die zeitlichen Faktoren zu Beginn der Neuzeit; Kapitel 6: Rechtskultur] Im vierten und letzten Komplex wird hauptsächlich der Frage nachgegangen, wie Sozialarbeit als Profession und Wissenschaft dieses Wissen nutzen kann. Eingebettet in den Erörterungen ist eine kritische Betrachtung der jetzigen Drogensituation vor dem Hintergrund der multiperspektivischen Eigenschaften von Drogen. [Kapitel 7: Argumentationen und Auseinandersetzungen; Kapitel 8: Alltagskultur; Kapitel 9: Kulturelle Artefakte; Kapitel 10: Lernen aus der Geschichte und mehr – Sozialarbeit und die Drogenproblematik in der heutigen Zeit] Die aktuelle Situation erforderte einen Epilog, der Gedanken zu den Ereignissen im September 2001 und danach enthält. [Epilog] Ergänzt wird die Arbeit von einer CD, die Musikstücke im Bezug auf Kaffee und Tabak, aber auch im Bezug auf heutige illegale Drogen enthält, um den kulturellen Niederschlag psychotroper Substanzen deutlich zu machen. Ein Großteil der Texte der Klangbeispiele von der CD sind im Anhang dieser Arbeit abgedruckt. [Anhang] Im Anhang, als auch auf dem Datenteil der CD findet der Leser umfangreiches ergänzendes Material. Dazu zählen Auszüge aus zeitgenössischen Schriften des 17. und 18. Jahrhunderts, um sie dem Leser auch einmal in einem Gesamtzusammenhang zu präsentieren. Ebenfalls die Texte der Musikstücke der CD und lyrische Werke über Kaffee und Tabak stehen dem Leser an dieser Stelle zur Verfügung. Um der Jetztzeit gerecht zu werden wird der Anhang durch Informationen aus dem Internet zu neueren Studien über Konsumverhalten und Gefährlichkeit illegaler und legaler Drogen komplettiert. Dieser Teil wurde bei der Überarbeitung im Dezember 2006 nicht nur aktualisiert, sondern völlig neu gestaltet. [Anhang: Teil II (Analysen)] Die im Text enthaltenen Abbildungen sollen das Gesagte optisch unterstreichen. Die jeweiligen Bildtitel befinden sich im Text wie auch mit genauen bibiographischen Daten im Abbildungsverzeichnis. [Abbildungsverzeichnis] Das besondere der Arbeit ist der Fakt, daß sie interdisziplinär angelegt ist. Zum einen um der Vielschichtigkeit von Drogen gerecht zu werden, zum anderen wegen der interdisziplinären Arbeitsweise der Sozialarbeit. Weiterhin möchte die Arbeit gewissermaßen einen Weitwinkelblick über grobe Prozesse und Zusammenhänge liefern. Sie ist grundsätzlich offen angelegt, nicht nur in räumlicher und zeitlicher Hinsicht. Der Autor sieht die Arbeit nur als Grundlage weiterer Überlegungen und ist sich dabei im Klaren darüber, daß auch diese Arbeit mit allgemeinem Anspruch nicht alle Aspekte von Kultur und Drogen darlegen kann. Wichtig war aber eben die Darstellung einer Sichtweise und von Zusammenhängen, mit einem Rückgriff auf vielgestaltige Informationen. Ich möchte den Charakter der Arbeit mit dem folgenden Zitat umschreiben:
"Meine Herren, ich habe nur einen Strauß Blumen gepflückt und nichts hinzugefügt als den Faden, der sie verbindet" 1
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