DrogenGenussKultur |
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Fachinformation: Kokain |
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1. SubstanzenKokain (Koks, Schnee, Freebase, Crack) ist das Hauptalkaloid der Kokastraucharten Erythroxylon coca und Erythroxylon novogranatense. Das
Tropan-Alkaloid Kokain ist mit dem Atropin verwandt. 1 1862 beginnt Merck in Darmstadt als erste Firma mit der Herstellung von Reinkokain zu medizinischen Zwecken. In den frühen 1880er‐Jahren folgen dann
zunächst Parke, Davis & Co. In Detroit und um 1900 die Nederlandsche Cocaïnfabriek in Amsterdam mit der großindustriellen Herstellung des Kokains. Bereits 1880 schlug der
russische Arzt Vassily von Anrep Kokain als lokal wirkendes Betäubungsmittel bei kleineren Eingriffen vor, doch erst durch die Arbeiten des Wiener Arztes Carl Koller etablierte
sich in der Medizin ab 1884 zunächst der Gebrauch als Lokalanästhetikum am Auge. William Halsted, einer der Mitbegründer der Johns Hopkins School of Medicine in Baltimore und sein
Schüler James Corning führten Kokain im Laufe der späten 1880er‐Jahre dann endgültig als allgemeines Lokalanästhetikum ein. 5 Ab 1879 wurde Kokain verwendet, um Morphinabhängigkeit zu behandeln. Im selben Jahr entdeckte Vassili von Anrep an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
die schmerzstillende Wirkung des Kokains. Um 1884 kam es als lokales Anästhetikum in Deutschland in klinischem Gebrauch. Im Jahr 1898 beschrieb der spätere
Nobelpreisträger Richard Martin Willstätter während seiner Doktorarbeit an der Universität München erstmalig die Mollekularstruktur von Kokain (wie auch von Atropin) 6
Kokain ist ein fast transparentes, weißlich erscheinendes, kristallines Pulver, das geschnupft, injiziert oder (in basischer Form) geraucht werden kann. Unter "Koks" versteht man im Allgemeinen das Hydrochlorid des Kokains (Kokain-HCL), das zumeist geschnupft wird. Kokain-HCL ist nicht nur wasserlöslich, sondern zieht Feuchtigkeit aus der Luft an und löst sich in dieser sukzessive auf. Deshalb sollte Kokain-HCL in trockenen geschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden. Kokain schmeckt bitter und hinterlässt am Zahnfleisch, auf der Zunge und auf den Lippen vorübergehend ein taubes Gefühl (Lokalanästhetikum). Kokainhydrochlorid (Kokain-HCL) ist nicht rauchbar, da der eigentliche Wirkstoff des Kokains in dieser Form bei der Verdampfungstemperatur zerfällt. Zur Lösung dieses Problems wird das Hydrochlorid (HCL) chemisch in basische Form umgewandelt, zum Beispiel indem man das Kokain mit Amoniak versetzt. Hierzu gießt man eine Ammoniak-Lösung in die Kokain-Hydrochlorid-Lösung und erhält eine Ammoniumchlorid-Lösung und darauf schwimmend die wasserunlösliche (hydrophobe) Kokain-Base. Die freie Kokain-Base, "Free Base" genannt, muss jetzt nur noch abgetrennt respektive abgeschöpft werden. Heutzutage wird das Kokain auch häufig mit etwas Wasser und Backpulver (Natriumhydrogencarbonat) versetzt. Beim Kochen der Lösung schäumt
das Gemisch aus Kochsalz (NaCl) und Kokain-Hydrogencarbonat in großen Brocken auf. Während dieses Verfahrens findet ein Ionentausch statt. Aus dem
Kokain-Hydrochlorid als Ausgangssubstanz entsteht das "Crack" als ein Gemisch aus Kochsalz und Kokain-Hydrogencarbonat, das Wasser verdampft bei
diesem Prozess. Der Name "Crack" ist zurückzuführen auf das Knacken, das beim Verbrennen der kleinen Klumpen entsteht. Crack sind
Kristallkörner ("Rocks"), welche bei 96 °C mit knackendem (to crack) oder knisterndem (to crackle) Geräusch als freie Base verdampfen.
"Crack" enthält deutlich mehr Verunreinigungen als "Free Base". 8 Vorsicht: Stark schwankende Reinheitsgehalte erschweren die DosierungIm Straßenhandel zeigt sich in den letzten Jahren eine signifikante Erhöhung des Wirkstoffgehaltes von Kokain. Vor zwei Jahrzehnten pendelte der Wirkstoffgehalt
von im Kleinhandel angebotenen Kokain-HCl in Deutschland gemäß Jahresberichte der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) 9 Vergleiche hierzu Abschnitt 8. Hinweise zur Dosierung. In der Schweiz enthielten 2022 über zwei Drittel der untersuchten Proben einen Wirkstoffgehalt von mehr als 80 Prozent und gut 20 Prozent einen solchen zwischen 60 und 80 Prozent. Der Kokaingehalt der analysierten Proben variierte stark und lag zwischen 14,1Prozent und 100,0 Prozent Kokain-HCl. In der Schweiz lag im Jahr 2022 der Wirkstoffgehalt von Kokain (Angaben als Kokain-HCl) gemäß Drug-Checking-Programm von Safer Party in Zürich bei durchschnittlich
83,0 %. In der Schweiz lag dieser Wert im Jahr 2019 noch bei 80,2 %, damals ein Rekordwert. 10 2022 waren 25,6 % (-6,8 % im Vergleich zum Vorjahr) aller Kokainproben, die im DIZ und bei den mobilen Drug Checkings zur Analyse abgegeben wurden, mit mindestens einer pharmakologisch wirksamen Substanz gestreckt. Es handelt sich um eine deutliche Abnahme an Streckmitteln in Kokainproben. Am häufigsten wurde auch in diesem Jahr Levamisol (bei 17,7 % der Proben) beigemischt. Weitere Streckmittel waren Lokalanästhetika, die in 3,6 % aller Proben gefunden wurden. Im dritten Quartal 2023 waren jedoch nur noch etwa 12,6 % der Kokainproben mit mindestens einer pharmakologisch wirksamen Substanz gestreckt. Kokainhydrochlorid gilt als Leistungs- und Egodroge. Von Rednern, Schauspielern und Artisten aller Art wird Kokain zur Überwindung von Unsicherheiten
eingenommen. 12 Kokain ist im Urin bis zu drei Tagen nach dem Konsum nachweisbar. |
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